Die Erwartungen, die in die UN-Klimakonferenz von Kopenhagen gesetzt werden, sind völlig unrealistisch. Wer davon träumt, dass sich die Teilnehmer auf einen bindenden Plan einigen, wie sie die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 halbieren, der kann nach dem 18. Dezember nur enttäuscht aufwachen: Diplomatie wird die Klimakatastrophe nicht verhindern. Das können nur Wettbewerb, Innovation - oder Wohlstandsverzicht. Ausgerechnet Wettbewerb soll die Lösung sein? Ist das Rangeln um die Wirtschaftsführerschaft nicht der Hauptgrund, warum Kopenhagen kein Ergebnis bringen wird? Die Antwort lautet zweimal: Ja!
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Die Dramaturgie, die Europa für Kopenhagen gerne gesehen hätte: Die EU präsentiert sich als Klimaschutz-Vorreiterin und bewegt die anderen Akteure - Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien, aber auch die USA - dazu, es ihr gleichzutun. Diese denken gar nicht daran.
Hinter den vorgeblich philanthropischen Zielen des Klimaschutzes geht es nämlich um viel Handfesteres - um die künftige Wettbewerbsfähigkeit und damit um die geopolitische Machtverteilung. Deshalb werden sich sogenannte Schwellenländer, die im Grunde die Schwelle längst überschritten haben und sich anschicken, künftig zu den neuen Herren im Haus aufzusteigen, nichts von jenen Nationen diktieren lassen, die ihren Wohlstand über mehr als 200 Jahre durch Raubbau an der Atmosphäre erworben haben. Schon gar nicht werden sie für die Fehler der anderen büßen und auch nur auf Bruchteile ihres eigenen Wachstums - und mithin Wohlstandes - zu verzichten.
Die einzige Chance, diese Länder - China, Indien, aber auch USA - doch ins Klimaschutz-Boot zu holen, liegt darin, dass sie die Investition in "grüne Technologien" als entscheidenden Wett bewerbsfaktor erkennen. Gelingt es, die geopolitische Rivalität in ein Ringen um die Innovationsführerschaft umzumünzen, hat das Weltklima eine Chance. Sonst nicht.**