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Klima-Express startet in Kyoto: Ein Zug nach Nirgendwo?

Von Christian Strohmann

Politik

Einmonatige Reise soll für nachhaltige Transportlösungen Werbung betreiben. | Paris/Nairobi. Am Donnerstag startet in Kyoto ein Sonderzug nach Kopenhagen. Mit der symbolischen, fast 9000 Kilometer langen Reise wollen die Internationale Eisenbahner Union (UIC), das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Globale Umweltschutz Organisation (WWF) die Auswirkungen des Klimawandels dokumentieren und auf nachhaltige Transportlösungen aufmerksam machen.


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Das Projekt wurde mit der "Besiegelt den Vertrag"-Kampagne der UNO gekoppelt, um sowohl politischen Willen als auch öffentliche Unterstützung für den Abschluss eines weitreichenden Klimaabkommens auf der entscheidenden Klimawandel-Konferenz (COP 15) im Dezember dieses Jahres in Kopenhagen zu fördern. Eisenbahnunternehmen aus der ganzen Welt beteiligen sich am "Sonderzug nach Kopenhagen" mit dem Ziel, auf die Einwirkungen des Transportsektors auf den Klimawandel hinzuweisen.

Umweltsünder Transport

Die Transportbranche ist ein gewichtiger Verursacher von mehr als einem Fünftel der globalen Treibhausgase. Die Emissionen von der Straße könnten sich bereits in den nächsten 40 Jahren verdoppeln. Aus diesem Grund sind moderne Bahnen für den Abbau des Schadstoffausstoßes und für die Entwicklung nachhaltiger Verkehrssysteme lebensnotwendig.

Das Abfahrtssignal für die Reise wird am 5. November mit dem Klimawandel- und Eisenbahnseminar im japanischen Kyoto gegeben, wo im Jahre 1997 das gegenwärtig gültige Klimaprotokoll besiegelt wurde, das 2012 ausläuft. Die Botschaft für die Teilnehmer der Klimakonvention wird dann nach Kopenhagen durch die symbolische Zugfahrt auf der Strecke vom Fernen Osten nach Europa überbracht.

Während der Reise durch Russland werden Umweltexperten und Klimawandel-Aktivisten Augenzeugenberichte über Spuren der globalen Erwärmung von der Strecke senden. So ist beispielsweise Sibirien im Weltmaßstab ein Klima-Brennpunkt, wo auftauende Permafrostschichten und schmelzende Torfmoore im Laufe der nächsten Jahre Milliarden Tonnen an Methan und Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzen.

Am 5. Dezember werden in Brüssel "Klima-Expresswaggons" angehängt und über 400 Treibhausgas-Unterhändler, Umweltaktivisten und profilierte Persönlichkeiten steigen zu, um nach Kopenhagen zu fahren und an der Klimakonferenz teilzunehmen. Auf dem Schienenweg dorthin wird eine 12-stündige Sitzung abgehalten, die Lösungen für den Abbau des vom Transportsektor verursachten Anteils an der globalen Erwärmung finden und beraten soll.

Nach seiner Ankunft in der dänischen Hauptstadt soll der Klima-Express, der zu 100 Prozent von erneuerbarer Energie betrieben wird, für die Zeit der zweiwöchigen Konferenz am Kopenhagener Hauptbahnhof halt machen, wo er als mobiles Ausstellungszentrum der Öffentlichkeit umweltverträgliche Transportmethoden vorstellt.

Der deutsche Chef des UNO-Umweltprogramms Achim Steiner sagte, dass wir uns auf einer Straße nach Nirgendwo befänden, wenn die bestehenden politischen und ökonomischen Modelle mit ihrer Überbetonung von Individualverkehr und Gütertransport auf Autobahnen bestehen bleiben. Das Zug-nach-Kopenhagen-Projekt sei daher ein Schaufenster für nachhaltige Transportlösungen, die Bestandteil einer energie-effizienten, kohlenstoffarmen grünen Wirtschaft des 21. Jahrhunderts sind.

Mehr Dampf machen

Ivo de Boer, der niederländische Leiter des in Bonn beheimateten Sekretariats der UNO Konvention für den Klimawandel, meinte anlässlich der Vorstellung des inter-kontinentalen Bahnprojekts: "Es ist klar, dass einfach zur Geschäftsordnung überzugehen keine Option darstellt, wenn wir den gegenwärtigen Trend umkehren und eine Klimakatastrophe verhindern wollen. Sobald wir die Kosten des Treibhausgasausstoßes tatsächlich in den Transportpreis einrechnen können, dann ist die Bahn der große Gewinner".

So symbolisiert auch nach Ansicht des WWF-Präsidenten Kim Carstensen der Zug nach Kopenhagen die lange Reise, die seit Kyoto stets das Ziel auf dem Fahrplan hat, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Die Richtung steht fest, aber die Regierenden dieser Welt müssten noch weit mehr Dampf in Form konkreter Verpflichtungen geben, damit ein fairer und ambitionierter Klimavertrag herauskommt.