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Klimakonferenz: Mehr Hoffnung, mehr Ehrgeiz

Von Ronald Schönhuber

Politik

Der "Austrian World Summit" ist auch zur Bühne des neuen US-Selbstverständnisses als Vorreiter beim Klimaschutz geworden. Gastgeber Schwarzenegger drängt dabei auf eine Botschaft der Hoffnung.


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Als vor zwei Jahren der "Austrian World Summit" in der Wiener Hofburg über die Bühne ging, war fast so etwas wie Volksfeststimmung zu spüren. Das lag zum einen am "Climate Kirtag", mit dem die von Arnold Schwarzenegger initiierte Klimakonferenz auch für das breite Publikum auf dem Heldenplatz erlebbar wurde, aber auch am damaligen Rummel rund um eine junge schwedische Klimaaktivistin. Viele waren nicht zuletzt zum Greta-Thunberg-Schauen gekommen - und zwar nicht nur draußen, sondern auch in der Hofburg selbst.

Thunberg war auch diesmal mit dabei, allerdings nur per Video zugeschaltet. Und auch der Klima-Kirtag musste Corona-bedingt in diesem Jahr noch Pause machen. In seinem fünften Jahr hat sich der diesmal auch hinsichtlich der Teilnehmerzahl deutlich kleinere "Austrian World Summit" allerdings als fixe Größe etabliert. So traten diesmal neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kanzler Sebastian Kurz auch EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans und der frühere britische Energieminister Alok Sharma, der den Vorsitz bei der nächsten Weltklimakonferenz in Glasgow innehaben wird, live oder per Videoschaltung in der Spanischen Hofreitschule auf.

"Wir tun es nicht"

Nur ein paar Monate nach dem Machtwechsel im Weißen Haus ist der "Austrian World Summit" in diesem Jahr allerdings auch zur Bühne für den erwachten Klima-Ehrgeiz der Vereinigten Staaten geworden. Der neue US-Präsident Joe Biden hat sein Land nach der scharf kritisierten Politik seines Vorgängers Donald Trump nicht nur wieder zurück ins Pariser Klimaabkommen geführt, sondern beansprucht auch eine internationale Führungsrolle: In seiner Amtszeit sollen die Vereinigten Staaten zum globalen Klimaschutzvorreiter werden, der mit seinem Beispiel auch andere Staaten zu mehr Engagement anspornt.

Erste Taten hat Biden den Worten auch schon folgen lassen. Bei einem von ihm Mitte April einberufenen internationalen Klimagipfel verkündete der US-Präsident mit einem CO2-Reduktionsziel von 50 bis 52 Prozent bis 2030 einen ähnlich ambitionierten Klimaschutzplatz wie die EU. Und auch das 1,2 Billionen Dollar schwere nationale Infrastrukturpaket, das Bidens Regierung nun im Kongress ein wichtiges Stück vorwärts gebracht hat, setzt zahlreiche klimapolitische Schwerpunkte. So sollen neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien und der thermischen Sanierung von Häusern auch die Ladeinfrastruktur für E-Autos und die Bahnnetze in den USA im großen Stile erweitert werden. John Kerry, ehemaliger US-Außenminister und nun Bidens Klimaschutzbeauftragter, mahnte bei der Konferenz in der Spanischen Hofreitschule dementsprechend auch mehr Tempo und tatsächliches Handel ein. "Es wir viel über einen besseren Wiederaufbau nach der Pandemie gesprochen", sagte Kerry in einer Videoschaltung. "Aber wir tun es einfachen nicht, wir machen Business as usual."

Auf der richtigen Seite

In Wien waren allerdings auch durchaus klare Zeichen für einen beginnenden Wandel zu bemerken. So wurde etwa deutlich sichtbar, dass auch "Corporate America" immer stärker auf den Klimaschutzzug aufspringt, und zwar nicht nur die smarten und hippen IT-Giganten aus dem Silicon Valley, sondern auch Unternehmen wie Ford, die ihr Geld jahrzehntelang mit Produkten verdienten, die massiv zum weltweiten Kohlendioxidanstieg beigetragen haben. "Wir sind nicht nur eine Profitmaschine", sagte Ford-Chef Jim Farley, der mit dem neuen F-150 erst vor kurzem die erste vollelektrische Version des in den USA meistverkauften Pick-up-Trucks vorgestellt hatte, per Video. "Man muss in der Geschichte auch auf der richtigen Seite stehen."

Derartige Positivbeispiele hatte auch Schwarzenegger selbst in seiner Eröffnungsansprache eingemahnt. Es dürfe in der Kommunikation nicht ausschließlich um Alarmstimmung und Verzichtsforderungen gehen, sondern es müsse klar werden, dass es auch Hoffnung gebe. "Die breite Bevölkerung wird förmlich überflutet mit negativen Schlagzeilen über schmelzende Eisberge, überflutete Städte, ausgetrocknete Landstriche, Krieg und Migration. Ist es ein Wunder, dass die Leute verwirrt oder abgestumpft sind?", sagte Schwarzenegger. "Es fehlt hier die positive Storyline."