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Klimaschutz mit Technologie und Resilienz

Von Richard Sadleir

Gastkommentare

Australien dürfte seine Emissionsziele übertreffen. Eine wichtige Rolle spielt dabei das alte Wissen der Ureinwohner.


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2020 war ein Jahr, in dem der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und die Widerstandskraft unserer Länder schwer geprüft wurden. Ein Jahr, das ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand. In Australien begann 2020 mit einigen der verheerendsten Buschbrände in der Geschichte unseres Landes. Weit entfernte ebenso wie benachbarte Länder boten uns ihre Hilfe an. Mehr als 300 ausländische Feuerwehrleute standen uns in unserem Kampf gegen die Flammen zur Seite. Rund um den Globus wurden Finanzmittel bereitgestellt, um uns beim Wiederaufbau zu helfen. Um uns dabei zu unterstützen, uns von den Verheerungen zu erholen und für die Zukunft besser zu wappnen. Dabei hat uns auch die Großzügigkeit unserer österreichischen Freunde tief bewegt, die tausende Euro beigetragen haben - eine Erfahrung, die uns demütig gemacht hat und die wir niemals vergessen werden.

2020 hat gezeigt, wie wichtig es ist, kollektiven Willen, Innovation, Ressourcen und Führungsstärke zu bündeln, um unsere Gesellschaft zu schützen und zu unterstützen. Wenn es uns gelingen soll, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad zu begrenzen, kommen wir ganz sicher nicht um eine Reduzierung der Emissionen herum, und gleichzeitig sind verstärkte Anstrengungen erforderlich, um uns an den bereits stattfindenden Klimawandel anzupassen und Resilienz aufzubauen.

Australien ist das trockenste aller bewohnten Länder der Erde. Wir haben das Glück, von der anhaltenden Verbundenheit der First Australians, unserer Aborigines und Torres Strait Islanders, mit ihrem Land lernen zu können. Seit mehr als 65.000 Jahren erhalten und schützen ihr traditionelles Wissen und ihre Fertigkeiten Australiens Natur. Die jüngsten Buschbrände haben gezeigt, wie wichtig es ist, tradiertes Wissen mit moderner Wissenschaft zusammenzubringen und etwa auf traditionelle Brandbekämpfungsmethoden wie kühles und kontrolliertes Abbrennen zurückzugreifen.

Bemühungen um Anpassung und Widerstandsfähigkeit

Australien hat mehr als 15 Milliarden Australische Dollar (9,75 Milliarden Euro) mit dem Ziel bereitgestellt, unsere natürlichen Ressourcen, die Umwelt und die Wasserinfrastruktur widerstandsfähiger gegen Dürre und Klimakatastrophen zu machen. Wir geben mehr als 2 Milliarden Australische Dollar für Wiederaufbaumaßnahmen nach den Buschbränden aus, indem wir die regionalen Kommunen dabei unterstützen, ihre eigenen ökonomischen, sozialen und umweltschützenden Hilfsprogramme umzusetzen. Und wir stellen 2,7 Milliarden Australische Dollar für das effektive Management und den Schutz des Great Barrier Reef bereit, um einem unserer nationalen Wahrzeichen dabei zu helfen, sich von den argen Bleicheschäden zu erholen und sich an die veränderten Meerestemperaturen anzupassen.

Es versteht sich, dass wir zunächst im eigenen Land danach trachten, die erforderlichen Anpassungs- und Resilienzmaßnahmen voranzubringen, doch Australien bekennt und verpflichtet sich dazu, auch benachbarte und globale Gemeinschaften bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen. Australien hat für den Zeitraum von 2020 bis 2025 mindestens 1,5 Milliarden Australische Dollar für das globale Klimamanagement zugesagt. 500 Millionen davon sind als Direkthilfe für unsere pazifischen Nachbarn vorgesehen, um sie beim Umstieg auf erneuerbare Energie und bei ihren Bemühungen zu unterstützen, ihre Widerstandskraft gegen den Klimawandel und damit einhergehende Katastrophen zu erhöhen.

Größte Verbreitung von Solaranlagen weltweit

Klarerweise müssen die Anpassungsmaßnahmen Hand in Hand mit der Reduktion von Emissionen gehen. Eine Aufgabe, der sich Australien gestellt hat. Wir bekennen uns vorbehaltlos zum Pariser Klimaabkommen und sind gut auf dem Weg, unsere Ziele für 2030 zu erfüllen, ja zu übertreffen, ist es uns doch gelungen, unsere Emissionen seit 2005 um beinahe 17 Prozent zu senken. Unsere Schadstoffausstöße sind damit schneller zurückgegangen als die vieler anderer entwickelter Volkswirtschaften oder der OECD-Durchschnitt.

Auch beim Umstieg auf erneuerbare Energieformen sind die Australier weltweit führend. Fast jeder vierte australische Haushalt verfügt heute über eine Solaranlage - die höchste Verbreitung weltweit - und wir erwarten, dass erneuerbare Energien bis 2030 mindestens 50 Prozent unseres Stroms liefern werden. Australien strebt danach, so früh wie möglich einen Status mit Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die Notwendigkeit, diese Netto-Null zu realisieren, steht ja außer Zweifel - die Menschheit muss sich nun dringend der Frage nach dem "Wie" stellen.

Um den Schwung aufrechtzuerhalten, hat Australien eine Technology-Investment-Roadmap entwickelt: einen umfassenden Plan für Investitionen in die Technologien, die es braucht, um die Emissionen zu senken, in Australien und auf der ganzen Welt. Australien ist im Begriff, bis ins Jahr 2030 rund 70 Milliarden Australische Dollar an neuen Investitionen in emissionsarme Technologien zu pumpen. Wir fokussieren dabei auf die beschleunigte Nutzung von Technologien wie Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, Kohlenstoff im Boden, Energiespeicherung zur Unterstützung erneuerbarer Energieformen und Dekarbonisierung der Transporte sowie Stahl- und Aluminiumproduktion mit geringen oder keinen Emissionen. Die breite Anwendung dieser Technologien im globalen Maßstab wird zur Reduzierung oder gar Eliminierung der Schadstoffemissionen bei 90 Prozent der Verursacher führen - das sind 45 Milliarden Tonnen. Dies ist ein praktikabler Weg, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, der auch wirtschaftliche Chancen bietet.

Während sich die Welt von den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 erholt, brauchen wir Investitionen, die sowohl die Emissionsreduzierung beschleunigen als auch Jobs schaffen und die Kommunen unterstützen können. Doch auch mit den ambitioniertesten Schadstoffreduktionen weltweit wird es uns nicht erspart bleiben, uns in den kommenden Jahrzehnten an die Änderung unseres Klimas anzupassen. Gemeinsam schaffen wir das.