Der Klima- und Energiefonds erstellte einen Faktencheck zum Thema E-Mobilität.
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Elektroautos sind keine moderne Erfindung. Schon vor mehr als 100 Jahren wurden batteriebetriebene Pkw weltweit von verschiedenen Herstellern produziert. Von den Benzinern verdrängt, führten sie lange ein Nischendasein, ehe sie angesichts der Klimaproblematik und dem weltweit angestrebten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen gesellschaftfähig wurden. In Österreich ist der Anteil der E-Autos am gesamten Fahrzeugbestand mit 1,6 Prozent (Stand Ende Februar 2022) zwar noch verschwindend klein, der Anteil der Stromer an den Pkw-Neuzulassungen erhöhte sich jedoch im Vorjahr von 6,4 Prozent auf 13,9 Prozent.
Der Trend zum Elektro-Auto ist ungebrochen, doch immer wieder werden Zweifel an deren Umweltfreundlichkeit geäußert. Der Klima- und Energiefonds hat daher in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) das Thema E-Mobilität einem neuen Faktencheck unterzogen.
Je kleiner, desto besser
Die wichtigste Botschaft: Betrachte man den Lebenszyklus von Elektrofahrzeugen von der Herstellung über die Energiebereitstellung bis zur Entsorgung, dann ergebe sich ein deutlicher "Klimavorteil" gegenüber vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Dieser sei am größten, wenn der Strom für den Fahrbetrieb zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stamme. In diesem Fall würden Elektroautos über das gesamte Fahrzeugleben um bis zu 79 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen verursachen, erläuterte Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, am Mittwoch vor Journalisten. Dabei gelte: je kleiner die Batterie, desto klimafreundlicher. Durch Sharing-Konzepte könnten Elektrofahrzeuge noch effizienter genutzt werden.
Höbarth rief in Erinnerung, dass in Österreich der Verkehrssektor rund 28 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verursacht. Ohne Mobilitätswende werde es keine Energiewende geben, betonte er. E-Mobilität sei aber nicht die alleinige Lösung, aber ein wichtiges Puzzlestück.
Doch nicht nur der Klimavorteil soll Menschen zum Umstieg auf ein E-Auto bewegen. Sinkende Kosten, eine höhere Reichweite (Höbarth: "Urlaubsfahrten sind kein Problem mehr."), immer mehr Ladestationen: E-Autos würden immer alltagstauglicher.
Konkrete Zahlen nannte Holger Heinfellner vom Umweltbundesamt. So seien Reichweiten von bis zu 500 Kilometern keine Seltenheit mehr. Die meisten Autofahrer würden aber ohnehin viel weniger benötigen. "96 Prozent aller Wege an einem Werktag und 92 Prozent aller Wege an Sonn-und Feiertagen sind kürzer als 50 Kilometer", weiß Heinfellner. Die durchschnittliche Tageswegelänge liege in Österreich bei rund 35 Kilometern. Zum Thema Laden ergab der Faktencheck: Elektroautos werden zu 80 bis 90 Prozent zuhause oder am Arbeitsplatz geladen. Ende 2021 standen österreichweit bereits mehr als 10.500 Ladepunkte zur Verfügung. Davon waren rund 15 Prozent Schnell-Ladepunkte.
Ein Knackpunkt bei E-Autos ist das Thema Rohstoffe. "Jede Technologie erfordert den Einsatz endlicher Rohstoffe", so Heinfellner. Beim konventionell angetriebenen betreffe dies neben Rohstoffen für die Herstellung vor allem die Förderung und Raffination von Erdöl. Bei der E-Mobilität stehen metallische und halbmetallische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt im Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses. Es könnte aber eine Reihe von Maßnahmen gesetzt werden, um umweltrelevante und soziale Auswirkungen des Rohstoffabbaus zu minimieren, zum Beispiel die Erhöhung der Recyclingquoten sowie die Forcierung nachhaltigen und sozialverträglichen Rohstoffabbaus.
Den Energieverbrauch in die Höhe treibt jedenfalls auch bei den E-Pkw der Trend zu schweren und stark motorisierten Autos. Im Jahr 2020 wurden laut Statistik Austria in Österreich 3.968 Geländefahrzeuge und SUVs mit reinem Elektroantrieb neu zugelassen, 2021 waren es 13.975. Insgesamt waren im Vorjahr 40 Prozent der Neufahrzeuge SUV bzw. Geländewagen. In diesem Segment gab es auch entgegen dem allgemeinen Trend einen Zuwachs um fast ein Fünftel.