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Klimawandel ist Faktum

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der Klimawandel ist für die Versicherungen mittlerweile ein Faktum. Weltweit nehmen die Dürreschäden zu, bestätigt Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In den letzten 100 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um 1,4 Grad Celsius gestiegen. Für die nächsten 100 Jahre wird ein Anstieg um 5 Grad vorausgesagt.


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Die globale Erwärmung schreitet voran. "Zwischen Eiszeit und Warmzeit liegen nur sechs bis sieben Grad Celsius. Das heißt, in 100 Jahren werden wir noch nie erlebte Durchschnittswerte von 20 Grad haben," erklärt Weinberger. Die Landwirtschaft ist stark betroffen: In den letzten 50 Jahren seien die Schadensfälle ums Dreifache, der Schaden für die Volkswirtschaften ums Achtfache und die Zahl der versicherten Schäden gar ums Fünfzehnfache gestiegen.

Diese Statistiken kommen vom weltweit größten Rückversicherer, der Münchner Rück. Deren Modellrechnungen zeigen, dass bei einer kleinen Erwärmung drastische Folgen drohen. Deshalb beschäftigen sich die Experten aller Rückversicherer mit dem Klimawandel und stellen sich darauf ein - nicht zuletzt dadurch, dass sie die Prämien laufend erhöhen. Der letzte Preissprung bei der Münchner Rück machte 3% aus.

Die Hagelversicherung, der agrarische Spezialversicherer von Naturkatastrophen, beobachtet ebenfalls die Zunahme der Wetterextreme. "Die Landwirtschaft muss mit massiven Ernteausfällen rechnen. Denn es wird in Zukunft sowohl mehr Dürreperioden wie Überschwemmungen geben," prognostiziert Weinberger. Das sei kein Widerspruch, denn beide Extreme sind Folgen der Erwärmung. Auch gehen die Klimaexperten davon aus, dass Stürme an Heftigkeit zulegen werden. Die Landwirtschaft und der Tourismus müssten sich darauf einstellen, dass es im Winter weniger Schnee und im Sommer weniger Regen geben wird. Dieser Sommer sei mit extremer Dürre und Waldbränden in Südeuropa (Spanien, Portugal, Südfrankreich und -italien) ein erster Vorgeschmack auf kommende Jahre.

Das Kyoto-Protokoll, wonach die Schadstoffemissionen bis 2012 um 5% gesenkt werden sollen, ist für den Versicherungschef ein erster wichtiger Schritt. Er kritisiert, dass die USA als größter Treibhausgas-Emittent sich von den Zielen bereits 2001 verabschiedet haben. Denn die Anstrengungen der EU - minus 8% - seien ehrgeizig, könnten aber den Klimawandel nicht aufhalten. Auch hätten sich viele EU-Staaten wie Österreich bereits sehr weit vom Kyoto-Ziel entfernt.

Bei der Hagelversicherung sind in ersten Halbjahr bereits 10.650 Schadensmeldungen eingegangen, 100.00 Hektar landwirtschaftliche Fläche waren betroffen. Das sind um 11% mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Auffallend ist für Weinberger die Vielfalt der Schäden: "Bis jetzt sind neben Hagel alle anderen Wetterextreme wie Schneedruck, Frost, Trockenheit, Überschwemmung oder Auswuchs aufgetreten." Die Schadenssumme beläuft sich auf mehr als 30 Mio. Euro.