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Klimt, seine Porträtierten und die Republik

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Wirtschaft

Über das Lamento auf der einen Seite, die streng juristischen Aussagen auf der anderen und die späte Freude auf Seiten Maria Altmanns, ist in den Medien sehr viel die Rede gewesen.


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Wenn Adele Bloch-Bauer zur "Frau der Woche" gekürt wird, obwohl sie 1925 verstarb, hebt sie die Kunst ins Gedächtnis von Politik und Gesellschaft. Oppositionspolitik im Sinne von "hätte, könnte, sollte", ist hier völlig fehl am Platz. Jetzt müssten, trotz hoher Kosten, alle Parteien zusammenhalten - auch wenn gerade ein Wahljahr ist.

Das berühmte Klimt-Gemälde "Dame in Gold", das seinerzeit als "Zwitterwesen aus Malerei und Kunstgewerbe", oder noch primitiver mit "mehr Blech als Bloch" kritisiert wurde, entpuppte sich schon längst als ein Stück österreichischer Identität.

Das wundert nicht, enthält es doch wesent liche Merkmale des Lebensstils der großbürgerlichen, jüdisch-intellektuellen Schicht in Wien um 1900, die Stadt und Land geprägt hat. Karl Kraus' antisemitische Äußerungen über die enge Beziehung jüdischer Industrieller und Bankiers zur Secession, die er als "prahlerische Hochkultur" geißelte, ändert nichts an deren Gewicht für den Tourismus heute. Besonders die goldene Noblesse der damals 26-jährigen Adele Bloch-Bauer bringt Millionen von Museumsbesuchern aus aller Welt, weshalb ein nicht getätigter Rückkauf des Adele-Porträts unverständlich wäre.

Verständlich ist, dass Sponsoren erwünscht sind, um nicht alles aus der Staatskasse zu zahlen. An sich wäre jedoch mehr Großzügigkeit wünschenswert, wenn Maria Altmann schon davon spricht, einen Teil der Bilder im Land zu lassen.

Diese Familien, Vorgänger der heutigen "Salzbarone", Nahrungsmittelkonzerngründer oder "Stahlkocher", haben nicht nur den Musikverein (Nikolaus Dumba) und die Secession (Karl Wittgenstein) finanziert. Klimt konnte mit ihrer Hilfe die abgelehnten Fakultätsbilder zurückkaufen, die Porträtaufträge der Frauen und Töchter von Victor Zuckerkandl, August Lederer, Ferdinand Bloch oder Otto Primavesi sicherten die Existenz des Künstlers.

Wie offen diese Familien für die Moderne waren, zeigen Angriffe in damaligen Zeitungen, die viele Werke als "herb" und "pornographisch" bezeichnen. Der allgemeine Geschmack in Österreich war, wie auch heute, gegen die "Avantgarde"gerichtet.

1915 kauften Serena und August Lederer den Klimtfries, der sich heute wieder in der Secession befindet. Er dokumentiert die Entstehung der Abstraktion in Wien 1902, acht Jahre vor Kandinskys erstem gegenstandslosen Aquarell. Obwohl die Kunstgeschichte Dieter Bogners Entdeckung immer noch zu wenig propagiert, ist Wien damit Ausgangsort der klassischen Moderne.

1973 wurde das Werk dem seit seiner Flucht 1938 in der Schweiz lebenden Erich Lederer abgekauft. Offenbar war man sich dabei der Unwiederbringlichkeit von Kulturgut insofern stärker bewusst, als 1945 mehr als ein Dutzend der Hauptwerke Klimts verbrannte.

Mehr über das Drama von Schloss Immendorf im Weinviertel und über Adele Bloch-Bauer, die neben Künstlern in ihrem Salon die Sozialdemokraten Julius Tandler und Karl Renner empfing, ist in Tobias Natters Buch über die Sammler und Mäzene nachzulesen.

Der Autor beschreibt die tragischen Lebensläufe der vertriebenen Familienmitglieder und die teilweise bis heute umstrittenen Besitzverhältnisse. Darüber ist in einer weiteren Publikation zur Frage des NS-Kunstraubs in Österreich von Gabriele Anderl und Alexandra Caruso noch mehr zu finden. Sie wird demnächst in der Rubrik Sachbuch besprochen werden.

Natter Tobias G.: Die Welt von Klimt, Schiele und Kokoschka, ihre Sammler und Mäzene. Zirka 280 Abbildungen, DuMont, Köln, 2003, 300 S., 51,30 Euro.

Anderl Gabriele, Caruso Alexandra (Hrsg.): NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, Studienverlag, Wien, 2005, 314 S, 333 Euro.