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Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Trainer, der drauf und dran ist, eine 30 Jahre andauernde Meistertitellosigkeit eines Traditionsklubs zu beenden und mit diesem sämtliche Rekorde zu brechen, mit seinen Aussagen abseits des Spielfelds mehr Aufsehen erregt als mit seinen Erfolgen.
Im Fall von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist das derzeit fast der Fall. Seine Mannschaft eilt in der Premier League von Sieg zu Sieg - nach dem 4:0 über Southampton am Wochenende sind es bereits 16 in der Liga hintereinander beziehungsweise 42 Partien ohne Niederlage - und damit unaufhaltsam dem erstmaligen Triumph seit 30 Jahren entgegen. Doch darüber hinaus sorgt Klopp wahlweise mit seinen (negativen) Aussagen über den Brexit oder die Spielansetzungen im englischen Fußball für Debatten.
Vor allem nach seiner Ankündigung, zum FA-Cup-Wiederholungsspiel gegen Shrewsbury Town keine oder nur eine Nachwuchsmannschaft aufs Feld zu schicken, schäumen Konkurrenten wie Kommentatoren. "Respektlos", "unverschämt", ja "beispiellos" seien seine Aussagen, heißt es seitens der Kritiker. Ganz unrecht haben sie nicht. Klopp wusste - wie alle anderen Trainer - vor Saisonbeginn Bescheid, dass die knapp bemessene Winterpause im Februar für etwaige Wiederholungsspiele genützt werden sollte, und hätte seine Mannschaft sich vom Drittligisten nicht mit 2:2 düpieren lassen, hätte sie sich ein solches erspart.
Doch Klopp versteht es jenseits persönlicher Befindlichkeiten (die in diesem Fall sicher auch eine Rolle gespielt haben), den Finger in offene Wunden zu legen. Und dafür sollte ihm nicht nur Liverpool, sondern auch die Konkurrenz dankbar sein. Auch wenn die angesichts des Erfolgslaufs der Reds eher Rot sieht.