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Jürgen Klopp war wohl nicht bewusst, welche Lawine an Kommentaren sein Ausraster im Champions-League-Spiel seiner Dortmunder gegen Napoli (1:2) auslösen wurde. Seit dem vergangenen Mittwoch, als er sich in Godzilla-Manier vor dem (um mindestens einen Kopf kleineren) Schiedsrichter aufbaute und den bemitleidenswerten Mann wüst beschimpfte, verging kein Tag, an dem das Video nicht auf Youtube rauf und runter geklickt wurde, an dem nicht in Fanforen heftigst diskutiert wurde und an dem sich nicht irgendein Experte berufen fühlte, der Trainerausgabe von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" ein Psychogramm zu widmen. Schließlich war der Ausraster tatsächlich hart an der Grenze des Zumutbaren - und Jürgen Klopp, den alle nur kumpelhaft "Kloppo" nennen, bisher eher für smarte Auftritte bekannt.
Mehr noch aber mochte man den Dortmunder Erfolgstrainer für seine vermeintliche Authentizität, und auch in diesem Fall war er zumindest authentisch. Er versteht es, wie kaum ein anderer deutscher Trainer, zu emotionalisieren, auf positiver wie eben auch auf negativer Ebene. Es ist ein Erfolgsrezept Dortmunds.
Ihm dies nun ewig vorzuhalten, käme Heuchelei gleich.
Freilich muss Klopp bestraft werden - am Dienstag, wenige Stunden vor dem Cup-Match gegen 1860 München, sprach die Uefa eine Sperre für das kommende Champions-League-Spiel aus. Weitere Sanktionen wie eine Geldstrafe, die sich gewaschen hat, dürfen erwartet werden.
Ja, Jürgen Klopp hat einen Fehler begangen, sich dafür entschuldigt und seine Strafe bekommen. Aber damit kann man’s dann auch schön langsam gut sein lassen.