Teure Rückbauten für Sanitärräume und bei Flughafen-Shops. | Insider: "Auf Teufel komm raus gebaut." | Wien. Immer mehr Facetten des Bauskandals rund um den neuen Flughafen-Terminal Skylink kommen ans Licht der Öffentlichkeit. Der "Wiener Zeitung" wurde jetzt ein besonders delikates Faktum mit geradezu schildbürgerhaften Zügen berichtet: Laut einer verlässlichen Quelle wurden am Terminal teilweise die Toilettenanlagen vergessen beziehungsweise zu klein dimensioniert eingeplant, sodass aufwendige, nachträgliche Baumaßnahmen nötig geworden seien.
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Damit könnte eines der Rätsel der vielzitierten "Bauprobleme" punkto Sanitärräume sowie Haustechnik gelöst sein.
"Der nachträgliche Einbau sorgte für einen ganzen Rattenschwanz an zusätzlichen Maßnahmen und natürlich etlichen Rückbauten. Diese Fehler waren sauteuer", so der Informant. Es wäre jedenfalls eine unverzeihliche Peinlichkeit gewesen, wenn es jenseits erfolgter Taschen- oder Passkontrollen keine oder viel zu wenige Toilettenanlagen gegeben hätte. Vergessene Klos sorgten in Wien übrigens schon einmal für Aufregung: Bei der 1870 eröffneten Rossauer Kaserne waren die Bedürfnisanstalten völlig falsch platziert worden und mussten daher nachträglich neu eingebaut beziehungsweise erweitert werden.
Jeder baute für sich
Zurück zum Flughafen: Auch ein anderer, in die Bautätigkeit involvierter Experte bestätigt, dass vielfach ohne fertige, übergeordnete Planung gebaut worden sei. "Das machte einen hohen Kostenanteil aus." Bestes Beispiel seien die vorgesehenen Geschäfte am Skylink, wo tausende Quadratmeter Fläche vorzeitig vermietet worden seien, wofür sich der Flughafen-Vorstand immer wieder rühmte. Allerdings: "Jeder dieser Mieter kochte sein eigenes Süppchen und durfte Sonderwünsche - wie technische Anschlüsse, Sanitärräume und so weiter - beliebig umsetzen. Da wurde auf Teufel komm raus einfach losgebaut, ohne übergeordnete Planung." Somit relativiere sich jeder Vermietungserfolg: "Denn was nutzt das, wenn ich alles zurückbauen muss?"
Flughafen-Sprecher Peter Kleemann kann diese beiden neuen Punkte auf Anfrage der "Wiener Zeitung" nicht in Abrede stellen: "Alle diese Projektvorgänge werden im Rahmen einer Untersuchung derzeit genau angesehen. Wie das etwa mit den Klos genau war, ist eine Frage von vielen, die sich stellt."
Wie berichtet, sind die Skylink-Kosten von 280 Millionen Euro (Ziel im Jahr 2004) auf derzeit erwartete Endkosten von knapp 900 Millionen Euro explodiert. Zudem wurde der Eröffnungstermin von 2008 auf 2012 verlegt. Wer für das Debakel die Verantwortung trägt, will die Flughafen AG derzeit nicht einmal ansatzweise sagen - für Schuldzuweisungen sei es "zu früh", so Kleemann.
Konsulenten-Geld retour?
Dass die mutmaßlich für das Chaos verantwortlichen Konsulenten bis dato allein rund 135 Millionen Euro kassiert haben, will der Flughafen aber auch nicht ohne weiteres akzeptieren. Derzeit werde untersucht, ob man auf dem Rechtsweg Geld zurückverlangen könne, sagt Kleemann, der eine umstrittene Maßnahme des neuen Vorstandes Ernest Gabmann verteidigt.
Der von vielen - auch von Aufsichtsräten - als teuer bezeichnete Baustopp samt Neuverhandlung mit Baufirmen sei "die einzig sinnvolle und notwendige Maßnahme". Die Gefahr von Gewährleistungsverlusten, langwierigen EU-weiten Ausschreibungen sowie kostspieligen Prozessen sieht man offenbar nicht.
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