Schlechte Verkehrs- Anbindung nach Prag, Brünn & Co hemmt die Produktivität. | Viele Ausbauprojekte ruhen derzeit. | Infrastrukturpläne werden bis Herbst wegen Budgetmangel neu evaluiert. | Wien/Bratislava. Es hat die Dimensionen einer neuen Großstadt, was zwischen Brünn, Bratislava und Wien aus dem Boden gestampft werden soll. Die Slowakei plant entlang der March die Errichtung eines gigantischen Transitknotens. Bestandteil des Konzeptes sind neue Autobahnstrecken und Bahnschienen sowie Schifffahrtskanäle, eine Hafenanlage und ein Großflughafen. Das Ziel, das den Nachbarn im Osten vorschwebt: Die bessere Vernetzung mit Westeuropa.
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Von einer solch fließenden Verbindung träumen auch die Unternehmen auf der anderen Seite der Grenze. Für die Drehscheibenfunktion Wiens müssten bessere Verbindungen zu osteuropäischen Städten geschaffen werden, lautet der Tenor im aktuell erschienenen Wiener Infrastrukturreport der Initiative Future Business Austria.
Wasserwege ausbauen
So benötige es Richtung Bratislava insbesondere nördlich, aber auch südlich der Donau leistungsfähigere Straßen und Schienenwege. Defizite sehen die 240 befragten Manager und Wirtschaftsexperten auch bei der Verbindung Wiens mit anderen osteuropäischen Städten wie Prag und Brünn. Ohne eine ausreichende Infrastruktur könnte das Produktivitätspotenzial heimischer Unternehmen nicht voll ausgeschöpft werden, heißt es im Infrastrukturreport.
Eine Forderung an die Politik lautet daher: Die Stadt müsse als transeuropäischer Knoten weiterentwickelt werden. Verbesserungsbedarf gebe es auch in der Schifffahrt: Die Potenziale der Donau als Verkehrsweg für den Standort Wien werden derzeit laut Bericht vernachlässigt. Zu den Wünschen der Wiener Manager zählen die bessere Anbindung an Schiene und Straße, die verstärkte Kooperation mit den Nachbarländern, der Ausbau der Hafenanlagen sowie mehr und bessere Umschlagplätze im Güterbereich.
Der Infrastrukturbericht kritisiert: Derzeit würde sich die Infrastrukturpolitik zu sehr auf die inneren Bezirke konzentrieren - die Verkehrsprobleme beginnen aber am Stadtrand.
Dort sind zwar auf Papierplänen des Infrastrukturministeriums zahlreiche neue Routen nach Tschechien, Ungarn und in die Slowakei vorgesehen - die tatsächliche Umsetzung lässt aber auf sich warten: So wurde etwa auf niederösterreichischer Seite das erste Teilstück der Nordautobahn A5 bis Schrick eröffnet - bis wann die noch offenen rund 35 Kilometer bis zur Staatsgrenze mit Tschechien finalisiert werden, ist jedoch offen. "Wenige Kilometer vor der Grenze ist bei unserem Straßenausbau Schluss, während die Nachbarländer ihre Teilstrecken längst fertiggestellt haben", kritisiert Rudolf Christian Bauer vom Fachverband Güterbeförderungsgewerbe in der Wirtschaftskammer. So fehle etwa auch beim Bau der Weinviertler Schnellstraße S3 der Abschnitt von Hollabrunn bis zur Grenze.
Auf die lange Bank geschoben sind derzeit auch die Pläne für den Ausbau der Marchfeld-Schnellstraße S8 bis zur slowakischen Grenze sowie der Ausbau der S7 und S31 Richtung Ungarn. Der Grund: Angesichts der engen Budgetlage will das Infrastrukturministerium bis Herbst zahlreiche große Infrastrukturprojekte neu evaluieren.
Auch Nachbarn sparen
Am fehlenden Geld könnte auch der Bau des gigantischen Transitknotens in der Slowakei scheitern, wenngleich die Regierung in Bratislava mit Blick auf die Parlamentswahlen am 12. Juni Tatkraft zu demonstrieren versucht. Der geplante Ausbau des Winterhafens in Bratislava zu einem modernen Logistikzentrum ist mit der Wirtschaftskrise zum Erliegen gekommen. Auch die Generalüberholung der staatlichen Eisenbahnen hat Verkehrsminister Lubomír Vázny vorerst auf Eis gelegt.