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Knie tun allen weh

Von Christina Böck

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Treffen sich ein Pfarrer und ein Imam zum Tee. Das ist nicht der Beginn eines Witzes, sondern der eines Werbespots. Amazon hat dieses Musterbeispiel an Mehrzweck-Marketing lanciert. In dem Spot seufzen beide Gottesmänner beim Aufstehen aus den Fauteuils, woraufhin sie unabhängig voneinander auf die Idee kommen, dem anderen ein Geschenk via Online-Anbieter zukommen zu lassen: Knieschoner. Die die beiden dann dankbar bei ihren gar nicht so unterschiedlichen Gebetshandlungen einsetzen.

Werbung ist ein mächtiges Kommunikationsmittel. Es ist Amazon hoch anzurechnen, dass der Internetgigant ganz nebenbei auch einer sozialen Verantwortung nachkommt - ohne großes Brimborium. Ein solches veranstalteten Sonntag Nacht wieder einige Unternehmen mit ihren Werbespots für das US-Sportereignis Superbowl. Auch da wurden politische Botschaften gesendet, Budweiser erinnerte etwa daran, dass es das beliebte Bier ohne Einwanderer nicht gäbe.

Doch diesen Clips mangelte es an etwas, das den Knieschonerspot wohl verbindender macht als so manche politisch-korrekte Brandrede: subtiler Humor. Subtilität wird dem Publikum ja zusehends nicht mehr zugetraut. Umso begrüßenswerter, dass Popstar Lady Gaga bei ihrer Halbzeitshow für den Superbowl nicht à la Meryl Streep von der Kanzel predigte, sondern ihren Protest mit den ihrer Kunst eigenen Mitteln verkündete. So stimmte sie im Glitzerstrampler "God bless America" an und sang: "This land is my land, this land is your land, this land was made for you and me." Nur wenige Sekunden, die vielleicht aber auch Trump-Anhängern Gänsehaut verschafften.