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Knie und Schuh mit Tiefsinn

Von Peter Bochskanl

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Nach gemischter Nachrichtenkost mit angeblichem 45-Millionen-Geheimkonto Jörg Haiders und Streubomben-Verbot mit fraglicher Wirksamkeit brachte die folgende Radiostunde in Ö1 am Sonntagmorgen Entspannung und Nachdenklichkeit. Und eine Erinnerung, dass wahrer Humor nicht oberflächlich ist, sondern oft an philosophische Tiefen rührt: der kämpferisch treffende, zeitweise gallige Humor eines Kurt Tucholsky und der weise, mit treuherzigem und oft traurigem Dackelblick vorgetragene eines Ernst Waldbrunn.


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In der fünften von neun Tucholsky-Folgen seiner stets hervorragenden "Patina"-Sendung präsentierte Roland Knie diesmal den Kriegs- und Nationalismusgegner mit seinen aufrüttelnden Satiren. Tucholskysche Gesellschaftskritik illustrierte er mit dessen Satz: "Besser ein Anzug nach Maß als Gesinnung von der Stange."

Franz Schuhs nachfolgendes Porträt des "schmunzelnden Theaterweisen" Waldbrunn in der Ö1-Sommerserie "Sternstunden des Humors" brachte Tondokumente begnadeten Blödelns aus den DoppelConferencen mit Karl Farkas im "Simpl", zeichnete vor allem aber das Bild eines großen Kleinkünstlers, der seine Weisheiten als trauriger "kleiner Mann" über die Rampe des Kabaretts brachte. Schuh charakterisiert Waldbrunn treffend mit dem Heine-Zitat: "Denn er schauet so trüb und heiter/Heiter und zugleich betrübet." Wie sich "Schöberl" auch am Ende seines Lebens über dieses ganz traurig lustig machte: "Ein Leben lang viel rauchen, viel trinken, nie spazieren gehen, und jede Nacht in Bars herumsitzen."

Ö1 gehört gehört - besonders diese beiden Serien - gleich wieder am nächsten Sonntag.