Sechs Kandidaten sind auf der Shortlist für das Präsidiumshearing - wer den Posten bekommt, muss um Geld kämpfen.
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Wien. Der Sieger hat einen Knochenjob: Die Delegiertenversammlung des Wissenschaftsfonds FWF hat am Donnerstagabend entschieden, welche der 18 Kandidaten im Rennen um den FWF-Chefsessel in die zweite Runde kommen. Am 21. April werden die je drei Frauen und Männer zu einem Hearing eingeladen. Aus dem danach erstellten Dreier-Vorschlag wählt der Aufsichtsrat den FWF-Präsidenten.
Geschafft haben es Gabriele Anderst-Kotsis, Informatik-Professorin an der Uni Linz, Andrea Barta von der Medizinuni Wien, der Jurist Walter Berka von der Uni Salzburg, Michael Freissmuth von der Medizinuni Wien, die interimistische FWF-Präsidentin Christine Mannhalter und der Biologe Klement Tockner von der Freien Universität Berlin. "Alle Kandidaten haben die nötigen Erfahrung in Forschung und Wissenschaftsmanagement", betont Delegieren-Vorsitzender Josef Glößl. Ob sie auch das Geschick eines Anton Zeilinger besitzen, der als ÖAW-Präsident trotz Sparbudgets Mittelerhöhungen für die Akademie der Wissenschaften durchsetzte, muss sich weisen. 100 Millionen Euro pro Jahr müsste die Regierung laut Forschungsrat für die Grundlagenforschung aufbringen, wenn Österreich hier Top-Niveau erreichen will. Zwar hat der Fonds seit 2015 ein stabiles Budget von 243 Millionen Euro pro Jahr. Doch der Betrag bleibt gleich. Was keine großen Sprünge, sondern nur die Aufrechterhaltung des Status quo erlaubt. Auch im Vorfeld des Bundesfinanzrahmens 2017-2020 scheint der Geldsegen auszubleiben.
Aus budgetären Gründen hat der FWF daher nun seine Antragsrichtlinien für Projekte geändert. Künftig dürfen Wissenschafter höchstens zwei laufende Projekte leiten. Außerdem wird die Antragssumme auf 400.000 Euro pro Projekt begrenzt und die Laufzeit von drei auf vier Jahre erhöht. Die Änderungen gelten ab 1. April.
"Wir erhalten immer mehr Anträge, können aber nur 20 Prozent bewilligen. Das reicht für einen Nischenplayer, aber nicht für den Grundversorger eines Landes. Selbst sehr gute Projekte landen im Papierkorb, während wir unsere Gutachter überstrapazieren", sagt Dorothea Sturn, kaufmännische Vizepräsidentin des FWF. Ziel der Beschränkungen ist, dass Forscher weniger Anträge schreiben und sich die Bewilligungsrate erhöht. "Ideal wären 30 Prozent, aber im Notfall können wir auch mit 25 Prozent leben", sagt Sturn.
Die Physikerin Ulrike Diebold, Stellvertreterin von TU-Wien Rektor Johannes in der Delegiertenversammlung, sieht es etwas anders. "Wenn alle nur zwei Projekte haben können, haben die Exzellenten aufgrund dieser willkürlichen Grenze womöglich zu wenig", warnt sie. Der FWF finanziert zum Großteil Personalkosten in der Grundlagenforschung. "Es ist eine Arbeitsplatzbeschaffung und eine Ausbildung für die besten Köpfe", betont Wittgenstein-Preisträgerin Diebold: "Diese Investition sollte niemandem egal sein."