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Knock-out durch die Hintertür

Von Bernhard Baumgartner

Analysen

An die 30 Punkte umfasst der Forderungskatalog, den die Studenten an die Politik gestellt haben. Vom "freien Hochschulzugang" bis zur "Ausfinanzierung der Universität". Manche klingen utopisch, andere unmöglich. Bei einigen ist jedoch ein Blick hinter die Kulissen zum besseren Verständnis angebracht.


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Etwa der Punkt "freie Wahlfächer statt Erweiterungscurricula". Dieser bezieht sich auf die Auswahl an Lehrveranstaltungen, die Studenten für ein Fach treffen können. Dazu muss man wissen, dass im Zuge des dreigliedrigen Studiensystems (Bachelor, Master, PhD) die Wahlmöglichkeiten drastisch eingeschränkt wurden. So kann man nun kaum noch eigene Schwerpunkte setzen - etwa um Vorlesungen aus Bereichen, die einen interessieren, zu besuchen - sondern muss die Fächer pauschal als sogenannte "Erweiterungscurricula" wählen. Diese umfassen dann mehrere Veranstaltungen aus einem Fach, die man aber nur en bloc wählen kann. Das schränkt die Auswahl massiv ein und kann mitunter zu einer Verschulung der Universität führen.

Weiters fordern die Studenten, die verpflichtende Studieneingangsphase (Step) wieder zu entschärfen. Diese wird nach Ansicht der Studenten als Knock-out-Prüfung missbraucht. Die Studenten wollen aber, dass diese vor allem der Orientierung dient und nicht als Hürde gestaltet wird. Tatsächlich haben einige überlaufene Studien die Step extrem restriktiv gestaltet. So stiegen in manchen Studienrichtungen die negativen Ergebnisse bei den Step-Prüfungen im Vergleich zum alten Modell massiv an. Teils schaffte jeder Zweite die Eingangsphase nicht mehr. Das legt den Schluss nahe, dass diese von der Uni als hausgemachte "Notwehrmaßnahme" gegen die Studenten-Invasion verwendet wurde - ohne dass es einen politischen Beschluss über eine Knock-out-Prüfung gab.

Platz oder kein Platz

Auch die Forderung "weg mit dem intransparenten Anmeldesystem" ist nachvollziehbar. Und zwar dann, wenn man weiß, dass in überlaufenen Studien die Studenten sich Fächer nicht mehr nach Interesse oder Termin, sondern nur nach der Wahrscheinlichkeit, einen Platz zu bekommen, aussuchen. Das führt natürlich zur Demotivation.

Siehe auch:Rüsten für Großdemonstration

+++ Analyse: Unzumutbare Zustände an den Universitäten