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Zu Hause zu arbeiten hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass man am Weg ins Büro selten im Stau steht. Und dass man sich zu Mittag selbst etwas kochen kann. Ich werfe die Kochplatten pünktlich um 12 Uhr an, und wenige Sekunden davor das Radio. Seit Jahren schon ist mir das Ö1-"Mittagsjournal" ein treuer Küchengehilfe. Während ich - beispielsweise - Zucchini schneide, Tomaten häute und Knoblauch röste, informiert mich das "Journal"-Team über die brennendsten Inlands-, Auslands-, Wirtschafts- und Kulturnachrichten.
Auch, wenn diese Nachrichten naturgemäß selten erfreulich sind, so ist es doch die Art, wie sie dargebracht werden: in einer ausgewogenen Mischung von aktuellen Berichten als Hauptgang und Hintergrundinformationen als Beilage, von Live-Einstiegen als Zwischengang und klassischen Reportagen zum Drüberstreuen. Nicht zu vergessen der Gruß aus der Wetterküche, mit genauer Vorschau und Monatsanalyse.
Das alles wird gewürzt mit einer Prise Ironie, und sollte im Studio einmal etwas anbrennen, nicht rechtzeitig fertig werden, sollten Zutaten vertauscht oder nicht gut geschnitten worden sein: meinen Kochbegleitern vom "Journal" sehe ich es gern nach. Was sie produzieren ist kein Eintopf, sondern ein durchkomponiertes Menü, und wenn einem das eine oder andere Thema sauer aufstößt, liegt das sicher nicht an den Köchinnen und Köchen. Sie sind virtuos - und der Druck, unter dem sie stehen, ist dem einer guten Restaurantküche durchaus vergleichbar: Alles muss zwischen zwölf und eins fertig sein.