· Der aussichtsreichste Bewerber bei der Wahl des US-Präsidenten im nächsten Jahr hat seinen ersten schweren Tiefschlag erlitten. Eine simple Frage kann dem Republikaner George W. | Bush jun. zum Verhängnis werden: Haben Sie jemals Kokain genommen?
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Während elf seiner Präsidentschafts-Konkurrenten kein Problem sahen, diese Frage zu beantworten, verweigerte Bush Junior zunächst jeden Kommentar. Nur widerwillig ließ er sich dann nach
und nach Stellungnahmen abringen. In den vergangenen sieben Jahren habe er keine Drogen konsumiert, erklärte er erst. Später dehnte er die "saubere" Phase auf 15 Jahre aus. Ein schlichtes Nein kam
ihm nicht über die Lippen.
Ein gefundenes Fressen für die US-Presse. "Die Flucht ist keine Lösung" kommentierte das "Wall Street Journal" und empfahl dem Sohn des früheren US-Präsidenten George Bush, nicht länger um den
heißen Brei herumzureden. Seine Erklärungen würden immer unhaltbarer.
Bisher lag George W. Bush bei Umfragen stets vor seinen Mitbewerbern Elizabeth Dole von den Republikanern und Vize-Präsident Al Gore von den Demokraten. Die Diskussion um seine möglichen Jugendsünden
bringt diese Position nun in Gefahr.
Kritik löste der Republikaner bei den US-Medien nicht nur wegen seiner Verschweigetaktik aus, sondern vor allem auch wegen seines unbeherrschten Auftretens: "Diese Gerüchte sind lächerlich. Die
Amerikaner haben die Nase voll von dieser Art Geschichten. Ich mache bei dem Spiel nicht mit", beschied Bush Junior zunächst die Journalisten.
Nachdem ihm die Medien aber keine Ruhe ließen, erklärte er später, er könne die bei der Personenprüfung des FBI für Staatsangestellte übliche Frage, ob sie in den letzten sieben Jahren
Rauschgift konsumiert hätten, mit einem klaren Nein beantworten. Noch ein bisschen später sagte er dann, dies gelte auch für die vergangenen 15 Jahre, also für die Zeit bis 1974. Damals war Bush
Junior 28. Die Medien wundern sich jetzt, was denn davor war.
Der jetzige Präsident Bill Clinton von den Demokraten war vor Jahren mit der Aussage durchgekommen, er habe als Student zwar einmal Marihuana geraucht, "aber nicht inhaliert". Doch bei der harten
Droge Kokain könnte die Bevölkerung nicht so verständnisvoll reagieren.
In einer Umfrage für den Fernsehsender Fox sagten 69 Prozent der US-Bürger, Politiker sollten alle Fragen zur Einnahme von Betäubungsmitteln beantworten. 72 Prozent sagten allerdings auch, dass
Jugendsünden nicht zählten.
Richard Cohen von der "Washington Post" findet das nicht. "Auf Kokainkonsum steht Gefängnis", argumentiert er streng. Er wirft Bush aber vor allem Scheinheiligkeit vor: "Bush ist sehr streng,
wenn es um Drogenfragen geht". Als Gouverneur von Texas vertritt der Republikaner ein hartes Vorgehen gegen Drogen.