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Wer hätte das gedacht? Dass aus dem besonnenen Schweizer Fußballtrainer, der seine Worte stets doppelt und dreifach abzuwägen pflegte, um nur ja nicht für Unruhe im sensiblen rot-weiß-roten Kicker-Gefüge zu sorgen, nach fast sechs Jahren Traineramt im ÖFB plötzlich ein polternder, grantiger Wutredner wird. Gut, nach der verkorksten EM und der bisher verpatzten WM-Qualifikation ertappte man Marcel Koller schon mal bei der einen oder anderen Dünnhäutigkeit, die man - nach Jahren des Bergaufs - noch mit der plötzlich schlechten Leistung seiner Elf entschuldigen konnte. Aber sein nunmehriger Ausbruch Richtung seiner ob des Juni-Termins lamentierenden Spieler, und jener, die nicht mehr ebendiese sein wollen, ist alles andere als ein Zeichen von Stärke oder Motivationskunst, sondern von purer Verzweiflung und Konzeptlosigkeit. Dass nach den schmerzhaften Rücktritten von Kapitän Christian Fuchs und Goalie Ramazan Özcan auch Linksverteidiger Markus Suttner dem Team adé gesagt hat, sollte Koller zu denken geben - und auch, dass Suttners logischer Ersatz, Salzburgs Meisterkicker Andreas Ulmer, wegen seiner Hochzeit nicht zur Verfügung steht. Die beiden Letztgenannten wurden von Koller auch nicht gerade umschmeichelt, denn der setzte zuletzt lieber auf das Innenverteidiger-Experiment namens Kevin Wimmer - und scheiterte furios. Doch (wie viele Trainer) tut sich auch Koller schwer, Fehler einzugestehen - weshalb er nun im Team - ehemals Wohlfühloase - zum Peitschenknaller wird. Ein riskanter Schwenk allemal.