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Kolumbien: Exzentrischer Außenseiter als Wahlsieger?

Von WZ-Korrespondentin Christine Leitner

Politik

Uni-Professor mit unkonventionellen Methoden. | Präsentiert sich als einzige Alternative zu Uribe-Netzwerk. | Bogotá. Bei den Präsidentschaftswahlen am kommenden Wochenende in Kolumbien könnte ein absoluter Exzentriker das höchste Amt im Staate erringen: Antanas Mockus, Sohn litauischer Einwanderer, liegt in den letzten Umfragen mit 32,8 Prozent knapp vor seinem schärfsten Verfolger, dem ehemaligen Verteidigungsminister Juan Manuel Santos, der 29,3 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen könnte.


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Spätestens im zweiten Wahlgang am 20. Juni könnte Mockus aber dann einen eindeutigen Wahlerfolg erringen.

Protest mitblankem Hinterteil

Der Brillen- und Kinnbartträger Mockus hebt sich nicht nur optisch deutlich von seinen Mitstreitern ab. Im Gegensatz zu seinem schärfsten Konkurrenten Santos, der aus einer Politikerfamilie stammt und Parteikollege des noch amtierenden Präsidenten Álvaro Uribe ist, präsentiert sich Mockus als einzige Alternative zum politischen Establishment Kolumbiens. In der Wahl seiner Methoden ist der Universitätsprofessor für Mathematik und Philosophie ganz und gar nicht zimperlich: Als Rektor der Universität Bogotás zeigte er den Studenten seinerzeit sein blankes Hinterteil, weil diese ihn nicht zu Wort kommen ließen. Mockus war daraufhin seinen Job als Rektor los, kandidierte für das Bürgermeisteramt in Bogotá und gewann. Als Bürgermeister ist Mockus, der sich mit Vorliebe im Supermankostüm ablichten ließ, den Bogotanos ebenfalls noch bestens in Erinnerung: Die Mordrate in der von Drogenkartellen dominierten Hauptstadt ging in seinen Amtsperioden (1995-1999, 2001-2004) deutlich zurück. Im Wahlkampf setzt der Grünkandidat sowohl auf Ehrlichkeit als auch auf die neuen Medien: So hat der Professor im Falle seiner Wahl bereits Steuererhöhungen angekündigt, um Sozialprojekte durchsetzen zu können. In seiner Haltung gegenüber den Guerillakämpfern der Farc lässt Mockus ebenso wenig Zweifel aufkommen: "Die Farc muss vernichtet werden", will Mockus die Law-and-Order-Politik gegen die Linksguerilla von Noch-Präsidenten Uribe fortsetzen.

679.000 Freundeim Facebook

Die Popularität des vierfachen Familienvaters beweist auch ein Blick auf die Internetplattform Facebook: Mit mehr als 679.000 eingetragenen "Freunden" rangiert Mockus weltweit an der siebten Stelle der Politikseiten in diesem Medium. Seine Anhänger ließen sich auch von der Nachricht, dass Mockus an Parkinson leide, nicht beirren. Der Favorit auf den Wahlsieg machte kein Geheimnis aus seiner Krankheit und nützte diese sogar für einen makabren Wahlkampfslogan: "Zittern werden die anderen!"

Ob Mockus auch dem Status quo in Kolumbien - symbolisch - den nackten Hintern zeigen kann, bleibt jedoch abzuwarten. Seine sehr junge Grünpartei verfügt über äußerst wenig in den beiden Parlamentskammern. Der Exzentriker wird sich auf der Suche nach Verbündeten wohl oder übel ein wenig anpassen müssen.