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Kolumbiens marxistische Rebellen verlieren an Boden und Sicherheit

Von Alexander U. Mathé

Analysen

"Das war der größte Schlag, der uns jemals gegen die Farc gelungen ist." Kolumbiens Verteidigungsminister Juan Manuel Santos war ganz aus dem Häuschen, nachdem seine Soldaten in ecuadorianisches Gebiet eingedrungen waren und Raul Reyes, die Nummer 2 der Guerrilla-Organisation, getötet hatten.


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Seit mehr als 40 Jahren tobt in Kolumbien der Kampf zwischen der Regierung und den linken Rebellen. Die Farc selbst erklärte sich bei ihrer Gründung als bäuerliche Selbstverteidigungsgruppe gegen Gewalt von Großgrundbesitzern und Militär. Doch die USA und die EU sind sich darin einig, dass es sich bei der marxistischen Guerilla-Truppe längst um eine Terrororganisation handelt.

Die Farc entstand als Folge des Bürgerkriegs zwischen Konservativen und Liberalen, der durch die Ermordung des liberalen Präsidentschaftskandidaten Jorge Gaitan im Jahr 1948 ausgelöst worden war. Nach Jahrzehnten der Gewalt zwischen rechten Kampfgruppen und linker Guerilla wurde die Farc 1964 als militärischer Arm der kommunistischen Partei gegründet.

Anfänglich war es eine Bauernarmee, deren Aktivität sich auf ländliche Gebiete beschränkte. Doch in den 80er Jahren sicherte sich die Farc die Unterstützung der Sowjetunion und kontrollierte eigenen Angaben zufolge bis zu 50 Prozent des kolumbianischen Territoriums. Ihre Finanzierung nahm sie nunmehr durch Entführungen, Erpressung und vor allem Drogenhandel im großen Stil vor.

Das kolumbianische Militär reagierte mit Härte. Zusammen mit den rechten paramilitärischen Truppen, die ebenfalls gewalttätig vorgingen und für ihre Grausamkeit berüchtigt waren, drängten sie die Farc nach und nach zurück.

Eine um die Jahrtausendwende eingeleitete Friedensinitiative der kolumbianischen Regierung gewährte der Farc noch eine entmilitarisierte Zone im Süden des Landes von der Größe der Schweiz. Durch erneute Anschläge und Entführungen scheiterte jedoch der Pakt und mittlerweile kontrolliert die Armee wieder das Gebiet. Heute ist die Farc noch in einigen Grenz- und Dschungelgebieten präsent, die rund 15 Prozent des Landes ausmachen.

Obwohl die Farc über die Jahre Meter um Meter verlor, haftete ihr dennoch ein Hauch von Unbesiegbarkeit an. Schließlich hat trotz schwerster Kämpfe noch jedes ihrer Führungsmitglieder überlebt. Oberhaupt Manuel "Einserschütze" Marulanda ist mittlerweile 78 Jahre alt. Seine Kollegen im Führungsgremium der Farc waren höchstens an Altersschwäche gestorben.

Doch das hat sich geändert. Im September letzten Jahres haben die kolumbianischen Streitkräfte Tomas Medina getötet, einen Farc-Kommandanten und Drogenboss, der für den Kokainexport zuständig war. Und nun wurde auch Reyes getötet. Ein Zeichen dafür, dass die Farc nach dem von ihr kontrollierten Land auch ihre Sicherheit verliert. 8