Mindestens 60 Prozent der Bevölkerung müssten sich konsequent an Masketragen und Social Distancing halten, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 stoppen zu können.
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Dass das Tragen von Masken und Social Distancing die Ausbreitung von Sars-CoV-2 eindämmen können, zeigen schon etliche Studien. Doch war bislang nicht genau bekannt, wie wirksam beide Maßnahmen in Kombination sind. Würden sich mindestens 60 Prozent der Bevölkerung an beide Vorkehrungen konsequent halten, könnte die Verbreitung von Viren wie bei Covid-19 verhindert werden, berichten Forscher der New York University und des Politecnico di Torino in Italien im Fachblatt "Chaos". Mit einem Netzwerkmodell haben die Wissenschafter die Auswirkungen dieser beiden Maßnahmen auf die Ausbreitung von durch die Luft übertragenen Krankheiten untersucht.
"Weder soziale Distanzierung noch das Tragen von Masken alleine reichen wahrscheinlich aus, um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen", erklärt Studienautor Maurizio Porfiri. Würde sich ein erheblicher Teil allerdings an beide Regeln in Kombination halten, könnte die Ausbreitung solcher Erreger auch ohne Massenimpfungen verhindert werden, so der Experte.
Maskenträger weniger mobil
Ein Netzwerkmodell umfasst Knoten sowie Verknüpfungen. Jeder Knoten in dem aktuellen Modell repräsentiert den Gesundheitszustand einer Person. Die Verknüpfungen zeigen mögliche Kontakte zwischen Individuen. Das Modell berücksichtigt dabei die Variabilität der Aktivitäten und damit, dass einige hochaktive Knoten für einen Großteil der Kontakte des Netzwerks verantwortlich sind. Das spiegelt die Tatsache wider, dass die meisten Menschen nur wenige Interaktionen haben und nur wenige mit vielen anderen interagieren. Das Modell stützt sich auf Mobilitätsdaten von Mobiltelefonen und Facebook-Umfragen, die vom Institute for Health Metrics and Evaluation der University of Washington durchgeführt wurden. Dabei zeigen die Daten, dass Menschen, die Masken tragen, auch dazu neigen, ihre Mobilität einzuschränken. Basierend auf dieser Prämisse wurden die Knoten in Personen aufgeteilt, die regelmäßig Masken tragen, und jene, die sich an Distanzregeln halten, sowie solche, deren Verhalten durch eine Pandemie weitgehend unverändert bleibt.
Die Studiendaten zeigen nicht nur die Auswirkungen der Kombination beider Maßnahmen, sondern auch die Notwendigkeit einer umfassenden Einhaltung durch die Bevölkerung, heißt es in der Publikation.
In einer Studie der University of Central Florida wird zumindest für den Indoor-Bereich wiederum nahegelegt, dass Masken und ein gutes Belüftungssystem wichtiger seien als Social Distancing. Die Forscher haben sich in ihrer Arbeit auf die Verhältnisse in einem Klassenzimmer konzentriert.
Risiko im Klassenzimmer
Sie stellen in ihrer Arbeit fest, dass die Aerosolübertragungswege keine Distanzierung erforderlich machen, sofern Masken vorgeschrieben sind. "Die Ergebnisse zeigen, dass bei Masken die Übertragungswahrscheinlichkeit mit zunehmender physischer Distanzierung nicht abnimmt, was unterstreicht, dass die Maskenpflicht der Schlüssel zur Steigerung der Kapazität an Schulen und anderen Orten sein können", betont Mitautor Michael Kinzel vom UCF-Institut für Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik. In der Studie erstellten die Forscher ein Computermodell eines Klassenzimmers mit Schülern und Lehrern, modellierten dann den Luftstrom und die Übertragung von Krankheiten und berechneten das Übertragungsrisiko in der Luft.
Dabei konnte gezeigt werden, dass Masken vorteilhaft sind, weil sie die direkte Exposition mit Aerosolen verhindern, da die Bedeckungen einen schwachen Luftstoß liefern, der bewirkt, dass sich die Aerosole vertikal bewegen. Dadurch wird verhindert, dass sie benachbarte Schüler erreichen, so der Forscher. Zusätzlich reduzierte ein Belüftungssystem in Kombination mit einem guten Luftfilter das Infektionsrisiko um 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu einem Klassenraum ohne Belüftung.