Zum Hauptinhalt springen

Kombipaket mit Stromzähler

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Smart Metering könnte der Telekom Austria einen neuen Wettbewerbsvorteil verschaffen. | Glasfaserausbau für neue Stromnetze? | Wien. "Als Kommunikationsunternehmen, das Daten überträgt, sind wir da gut aufgestellt." Hannes Ametsreiter, Chef der Telekom Austria, wittert Morgenluft. Seine Branche schimpft oft auf die EU und deren Vorgaben - man klagt etwa, dass die Roaming-Regulierung Millionen vernichtet habe. Allein in Österreich habe die Telekom Austria etwa 30 Millionen an Umsatz dadurch eingebüßt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Doch jetzt scheint die EU etwas beschlossen zu haben, was der Telekommunikationsbranche neue Wege eröffnet. Die Rede ist von Smart Metering - intelligenten Stromzählern. Bis 2020 sollen zumindest 80 Prozent aller Haushalte in der EU mit derartigen Messgeräten versorgt werden. Wie soll das in der Praxis funktionieren?

"Hier muss man zwei Teile unterscheiden", erklärt der Chef der E-Control, Walter Boltz. "Der Zähler, der in den Haushalten installiert wird, ist wahrscheinlich eine Domäne der Netzbetreiber, die ihn warten müssen. Aber es gibt mehrere Alternativen, wie diese Daten in ein zentrales Rechensystem fließen könnten."

Hier kommen die Telekom-Unternehmen ins Spiel. "Nachdem Datenübertragung die Kernaufgabe der Telekom-Firmen ist, werden die wahrscheinlich mehr davon verstehen und auch mit der Sicherheit der Daten besser umgehen", meint Boltz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Seines Erachtens kommt nicht nur die Telekom Austria als Anbieter in Frage, sondern auch Mitbewerber wie die UPC. "Was ich gehört habe, ist auch Alcatel hier in anderen Ländern unterwegs und interessiert an einem Einstieg."

Festnetz und Internet mit Energieticker

Für den Kunden und die Konkurrenz bedeutet das wiederum, dass es eventuell eine neue Art der Kombi-Pakete geben wird: Das Unternehmen bietet Strom und Gasablese zusammen mit Breitband und Festnetz an. Laut Boltz wären wahrscheinlich vor allem die kleinen und mittleren Energieunternehmen an einer Zusammenarbeit mit den Telekom-Profis interessiert. Größere Konzerne werden den Datenfluss jedoch möglicherweise selbst in die Hand nehmen.

"Die Steuerung und das Management von Daten ist unser Bereich", gibt sich aber Telekom-Vorstand Ametsreiter zuversichtlich: "Energieunternehmen den Auftrag zu geben, Strom zu sparen, ist, als ob man uns sagen würde, wir sollen die Kunden dazu animieren, weniger zu telefonieren", vergleicht Ametsreiter. Er verweist auf die Existenz einiger Arbeitsgruppen der Telekom Austria zu dem Thema Smart Metering und Smart Grids.

Während Boltz Smart Grids - deren Einführung bisher nicht verpflichtend festgelegt wurde - nur als neues Feld der Netzbetreiber sieht, ist sich Michael Ammer, Sprecher der Wien Energie, nicht so sicher. "Ein Zukunftsszenario ist, dass Smart Grids über Glasfaser funktionieren. Da bietet sich natürlich die Telekom Austria an, wenn es um Finanzierung und Ausbau geht." Gespräche zwischen den Netzbetreibern und dem teilstaatlichen Telekom-Unternehmen will Ammer aber "weder bestätigen noch dementieren".

Ametsreiter, der zu Hause bereits seine Heizung über das Mobiltelefon ein- und ausschaltet, überlegt auch, wie die Telekom Austria den Zukunftsmarkt der Elektroautos für sich nutzen kann. "Wir testen gerade, wie man Telefonzellen - da gibt es noch 14.000 in Österreich - zu Stromtankstellen umwandeln könnte."

Die Telekom Austria will jedenfalls die Kombilösungen ausbauen. "Wir fördern die Konvergenz. Was man von Mitbewerbern hört, setzen die aber nur auf den Mobilfunk."