Othmar Commenda: Gehorsam gegenüber Politik als stärkste Waffe.
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Wien. Die "ideale Besetzung". So bezeichnet Verteidigungsminister Gerald Klug den neuen Generalstabschef des österreichischen Bundesheers, Othmar Commenda, den nun obersten Soldaten der Republik. Aus Sicht des Ministers muss "ideal" als Hilfsausdruck gewertet werden. Denn der 58-jährige Commenda kennt das Heer wie das Innenleben seines Spinds. Er war als Kommandant im Feld genauso wie am Steuer des Panzers, saß auf der Schulbank der Militärakademie genauso wie - als Kabinettschef - in der Nähe der Regierungsbank. Als Vize-Generalstabschef arbeitete Othmar Commenda, der sein ganzes berufliches Leben beim Heer verbrachte, fünf Jahre lang Schulter an Schulter mit seinem Vorgänger Edmund Entacher.
Gehorsam als Tugend
Dem neuen Verteidigungsminister müsste diese, über Jahrzehnte still erkämpfte Macht Angst einjagen. Denn gegen Commenda ist Klug wie ein Rekrut bei der ersten Tagwache. Wenn er wollte, könnte Commenda den Minister im Gatsch ausrutschen lassen - nur um die Fronten zu klären. Doch einer der markantesten Eigenschaften des neuen Generals ist jene, die ihn an die Spitze brachte: unbedingter Gehorsam. Die einen nennen es "politisch flexibel". Das empfindet der in Wels geborene Commenda als "uncharmante" Charakterisierung. Denn seit seinem 22. Lebensjahr nimmt er Befehle entgegen. "Ich akzeptiere das Primat der Politik. Als Soldat ist es klug, eine neutrale Position einzunehmen", sagt Commenda. Seine politische Farbe? Unklar. Sein Aufstieg an die Spitze beginnt 2002 als Kabinettschef des freiheitlichen Verteidigungsministers Herbert Scheibner. Unter dem schwarzen Nachfolger des blauen Scheibner, Günther Platter, ist Commenda den Posten wieder los. Doch derselbe Platter macht ihn 2003 zum Projektleiter für die Umsetzung der Bundesheer-Reform - als von einem Berufsheer keine Rede war.
Politisch tarngrün
Commenda, ein Schwarz-Blauer? Oder wenigstens ein deklarierter Bürgerlicher? Nein. 2008 mischt sich Rot dazu. SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos macht ihn hinter Edmund Entacher zum zweitmächtigsten Soldaten der Republik. Und Commenda würde wohl auch unter einer grünen Verteidigungsministerin gute Figur machen. Doch die einzige Farbe, in die man ihn tunken kann, ist und bleibt Tarngrün.
Das unterscheidet ihn grundlegend vom langjährigen Vorgänger Edmund Entacher. Commenda ist so etwas wie die Antithese zu ihm: hier der joviale und zugleich hölzerne Entacher mit seinem Schnauzer, dort der beherrschte und eher distanzierte Commenda mit der glänzenden Spiegelglatze; hier der deklarierte Rote, dort der deklariert Parteilose; hier der General, der sich in der Frage des Berufsheers offen gegen seinen direkten Vorgesetzten, Minister Darabos, stellt und sogar zum Anführer des Gegenlagers stilisiert wird, dort der Gehorsame, für den Heer einfach Heer ist. Man wird nie erfahren, wie er gestimmt hat bei der Volksbefragung: Und das ist für ihn auch gut so.
Wie die Idealbesetzung für ein Berufsheer gelautet hätte, muss nicht extra dazugesagt werden.
Die neue Spitze des Bundesheeres
Othmar Commenda wurde am 29. Mai 1954 in Wels geboren. Er ist geschieden und wiederverheiratet und hat zwei Kinder. Er absolvierte die Militärakademie von 1976 bis 1979 und war Zugs- und Kompaniekommandant beim Panzerbataillon 14 in Wels. Nach dem Generalstabslehrgang war er in diversen Funktionen an der Landesverteidigungsakademie eingesetzt, unter anderem als Kommandant eines Generalstabslehrganges. Er führte das Heeresaufklärungsbataillon in Mistelbach und war Stabschef der 3. Panzergrenadierbrigade in Mautern.
2000 machte ihn Minister Herbert Scheibner (damals FPÖ) zum Kabinettschef. Unter dessen Nachfolger Günther Platter (ÖVP) war er für die Reform des alten Heeres zuständig -was nach der Volksbefragung gegen das Berufsheer und für eine reformierte Wehrpflicht wieder seine Hauptaufgabe sein wird. 2008 machte ihn Norbert Darabos (SPÖ) zum Vize-General; und nun erklomm er unter Gerald Klug (SPÖ) die Heeres-Spitze.
Bernhard Bair wird Commendas Stellvertreter. Er wurde 1955 in Zams in Tirol geboren und war Kommandant der Einsatzunterstützung. Davor leitete er viele Jahre die internationale Friedensmission in Bosnien-Herzegowina.
Er begann mit der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie. Danach war er im Versorgungsregiment 1 in Zwölfaxing tätig und sammelte anschließend als Kompaniekommandant in Zypern erste Auslandserfahrungen. 2002 übernahm er das Kommando Einsatzunterstützung. Von 2009 bis Dezember 2011 leitete Bair die Eufor-Friedenstruppe in Bosnien und Herzegowina.