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Man musste erst zweimal hinhören, denn beim erstenmal glaubte man es nicht, als man es Freitag in den Nachrichtensendungen hörte: US-Präsident George W. Bush - zur Erinnerung, das ist jener Mann, der seinen Amtssitz im Weißen Haus ein paar kaputten Wahlmaschinen in Florida, einer besonders umtriebigen Innenministerin im Kabinett seines Bruders in diesem Bundesstaat und ein paar willigen Höchstrichtern in Washington verdankt - hat in einer Panzerfabrik gesagt, es sei möglich, dass der Irak seine vermuteten Massenvernichtungswaffen zerstört hat. Und der Außenminister seines Verbündeten Tony Blair, Jack Straw, der noch größere Schwierigkeiten als Bush hat, seinen Wählern die Notwendigkeit dieses Krieges zu erklären, meinte angesichts der Tatsache, dass man im Irak neben Saddam Hussein auch noch immer keine Massenvernichtungswaffen gefunden hat, der Krieg wäre auch ohne diese Waffenfunde gerechtfertigt.
Da wurde der ganzen Welt ein Jahr lang eingebläut, Saddam Hussein sei wegen seiner Massenvernichtungswaffen eine eminente Gefahr, die es zu bekämpfen gelte. Dass diese Welt das nicht glaubte und lieber die UNO-Inspektoren weiter nach diesen angeblichen Waffen suchen lassen wollte, hinderte Bush und Co nicht, diesen Krieg zu beginnen, der Unsummen gekostet hat, in dem nach offiziellen US-Berichten mindestens 123 amerikanische Soldaten, dazu noch eine nicht bekannte Zahl britischer Soldaten und eine ungleich höhere, aber auch nicht bekannte Zahl irakischer Zivilisten und Soldaten ihr Leben lassen mussten. Die Zivilbevölkerung in den Städten des Irak leidet seit Wochen unter den kriegsbedingten Zerstörungen der zivilen Infrastruktur. Unzählige Kulturgüter wurden zerstört oder geraubt. Als einziges Positivum in der Kriegsbilanz ist festzuhalten, dass Saddam und seine Clique aus Bagdad vertrieben wurden. Die Massenvernichtungswaffen, derentwegen man den Krieg begonnen hat, gibt es laut Bush möglicherweise gar nicht mehr.
Gut, dass wenigstens die Ölquellen noch da sind, wenn man auch die in Washington nicht gut als als Kriegsgrund hinstellen kann. Aber zumindest kann man sich mit ihrem Ertrag den Wiederaufbau im Irak bezahlen lassen, der nach den Bombardierungen notwendig ist. Und die Firmen, die für Bushs Wahlsieg gespendet haben, werden dabei nicht zu kurz kommen.
Wäre die Lage im Irak nicht so ernst und müssten es nicht die Irakis ausbaden, die ohnehin jahrzehntelang unter Saddams Diktatur gelitten haben, man möchte Bush, Cheney, Rumsfeld und Co ein fundamentalistisches Ayatollah-Regime a la Kohomeini in Bagdad an den Hals wünschen, an dem sie sich in den nächsten Jahren die Zähne ausbeißen.