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Krimi-Liebhaber haben, aus welchen Gründen auch immer, gerade im Sommer enormen Heißhunger auf Verbrechen aller Art. Dies hat nun auch der deutsch-französische Kultursender arte entdeckt und zeigt im August zahlreiche Themenabende à la "Zum Morden schön". Ins Rennen ging am Sonntagabend das beste, was beide Länder an Kommissaren zu bieten haben. Es sind jeweils ausgefeilte Charaktere, an denen die Herzen der Nationen hängen. Den Anfang machte die französische Version des einsamen Privatdetektivs, der unwiderstehliche, rauen Charme versprühende Guy Marchand in der Rolle des Nestor Burma. Spröde charmant hingegen die deutschen Kollegen Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer), seit 1996 besser bekannt als die singenden Cops. Ihr Debüt lieferten sie übrigens in dem am Sonntag gezeigten Tatort mit dem Klassiker "Over the Rainbow".
Auch versuchen unermüdliche Analysten immer wieder zu erklären, so eine Doku auf arte, dass gerade im Krimi-Genre den Nationen ein Spiegel vorgehalten wird und es den europäischen Flic par excellence gar nicht geben kann. Dabei verkennen sie aber den einen, der schon Geschichte schrieb, und sich nicht damit zufrieden gab, kulturelle Geschmacksnerven an der Oberfläche zu kitzeln. Nein, wie auch Umberto Eco mir beipflichten würde, der einzig und allein gültige Kreis der Wahrheit schließt sich bei Derrick (Horst Tappert). Denn nur er hatte das Zeug, mit der perfekten Verkörperung von Durchschnittlichkeit und Phlegma, in unauffälligem Zwirn, über europäische interkulturelle Barrieren hinwegzusehen, auch dann, wenn es um Mord geht.