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Und wieder wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben: Sechs solide Euro-Kernländer mit Triple-A-Rating (darunter Österreich) sollen eine gemeinsame Schuldenaufnahme organisieren. Die Idee der stellvertretenden Kommissionschefin Viviane Reding ist schwachsinnig - es sei denn, sie will Europa sprengen. Keine Frage: Die Finanzmärkte wären begeistert. Endlich ein sicherer und hochliquider Anleihenmarkt, quasi Deutschland zum Quadrat.
Weil Anleger Sicherheit um jeden Preis suchen, zahlen die Deutschen nur noch 1,8 Prozent Zinsen auf zehnjährige Schuldpapiere - weniger als die Inflation auffrisst. Wer übrig bleibt, sind die "Euro-Problemländer". Für Anleihen von Italien und Spanien, Griechenland, Portugal, Irland gibt es jetzt schon keine Käufer - außer der Europäischen Zentralbank. Welcher Investor sollte künftig daran interessiert sein?
Es kann wohl nicht die Absicht sein, diese Länder von Almosen abhängig zu machen, indem die sechs Kernländer sie mit Transferzahlungen dauerhaft alimentieren. Egal, wie man es dreht und wendet: Echte Eurobonds, also Anleihen aller Euroländer, wären ein sinnvoller Bestandteil einer Krisenlösung. Auch sie hätten für die soliden Länder einen Preis, wären aber ein Schritt, der Europa einen würde anstatt es auseinanderzudividieren.