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Kommissarin in Verbannung

Von Gerald Schmickl

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Während in der erfolgreichen Krimi-Literatur hauptsächlich männliche Kommissare das Sagen haben, von Brunetti über Wallander bis zum Brenner, Wolf Haas' kauzig-abgewracktem Ex-Polizisten, tauchen in deutschsprachigen TV-Serien vermehrt weibliche Ermittler auf. Von der ruppigen "Bella Block" (dargestellt von Hannelore Hoger) über gleich drei neue Polizistinnen im "Tatort" (zuletzt, vergangenen Sonntag, die Theater- und Fassbinder-Mimin Eva Mattes als Klara Blum, die als unkonventionelle, üppig-frauliche Beamtin rund um den Bodensee ermittelt) bis zu Hannelore Elsner als "Die Kommissarin" (in ORF 2 nun wieder jeden Freitag ab 23.10 Uhr in neuen Folgen zu sehen).

Diese Serie, die zu den Besten ihrer Art gehört, hat für Elsner mit Lea Sommer eine Art Paraderolle geschaffen. Die vielseitige Schauspielerin kann darin facettenreich agieren: von der starken, wenn's sein muss machohaften Polizistin, die buchstäblich ihren Mann steht, bis zur feinfühlig-intuitiven Frau, die mit femininer Lebenserfahrung und dezent angedeuteter Erotik zur Sache geht. Nach dem Abgang des für die Serie anderweitig zu erfolgreich gewordenen Till Schweiger hat die Elsner mit Thomas Scharff als Jan Orlop nun einen neuen burschikosen Assistenten, dem gegenüber sie sich abwechselnd mütterlich-streng und kumpelhaft-augenzwinkernd geben kann. Da die Fälle milieumäßig meist stimmig und obendrein spannend sind, bleibt unverständlich, warum diese Serie, die stereotypen Langeweilern wie dem "Alten" oder "Siska" haushoch überlegen ist, im ORF (im Gegensatz zum ARD, wo sie dienstags im Hauptabend läuft) ins Spätabendprogramm verbannt bleibt.