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In der Flut der Literaturpreise kann man schon mal den Überblick verlieren. Da ist es gut, wenn sich manche ein bisschen exhibitionieren. Also, um etwas aus der Masse herauszustechen. Seit 18 Jahren ist der Vorreiter in dieser Disziplin fraglos der Bad Sex in Fiction Award, den die britische Literary Review auslobt. Geld gibt es keines für die mieseste Roman-Sexszene, dafür aber eine hübsch anzüglich geformte Skulptur.
Zum Vorspiel gibt es traditionell die Präsentation der Nominierten. Auch heuer sind prominente Namen dabei. Stephen King, der Schreckensmann, hat auch bei Bettgeschichten ein Händchen für alltäglichen Horror. "War’s das schon, oder kommt noch was?", fragt die Protagonistin und ihr Gegenüber antwortet: "Ein bisschen was. Ich weiß nicht wie viel. Ich war lange nicht mit einer Frau zusammen." Oder Haruki Murakami, dessen Romanfigur von einer Erregung zu erzählen weiß, die weder durch besonders komplizierte Multiplikationen noch durch den Einsatz von Sonny und Cher abzustellen war.
Weitere Höhepunkte sind ein Zwischenfall mit einer Seife und Koprophilie. Wer jetzt nicht weiß, was das ist, will es auch nicht wissen. Ob es freilich so geschmackvoll ist, bei einem solchen Preis, der doch eher etwas für die Kuriositätenecke ist, auch pädophile Sexszenen zu thematisieren, ist sehr fraglich. Die beste Liebesgeschichte der Literatursaison ist übrigens sowieso zwischen einem Löwen und einem Philosophen, in Sibylle Lewitscharoffs "Blumenberg". Aber die hat keine Chancen auf diesen Preis - der Löwe steht einfach nicht auf den Philosophen.