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Kommt jetzt der Abriss?

Von Cathren Landsgesell

Politik
Die Hetzgasse Nr. 8 bilde kein "Ensemble" mit ihren Nachbarhäusern , sagt Rudolf Zabrana, Vorsitzender des Bauausschusses im 3. Bezirk. Entlang der Unteren Viaduktgasse (rechts) hält er den Ersatz der alten Häuser durch Neubauten generell für "machbar".
© Robert Newald

Bauverhandlung am Mittwoch entscheidet über den möglichen Neubau Hetzgasse 8 im 3. Bezirk.


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Wien. Für das Haus in der Hetzgasse 8 im 3. Bezirk sieht es nicht gut aus. Am 13. Jänner entschied die Magistratsabteilung 64, dass sein Abriss im sogenannten öffentlichen Interesse sei. Bei der Baupolizei, der MA37, liegen bereits die Pläne für den Neubau. An der Stelle des Gründerzeithauses von 1874 soll Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge ein Gebäude mit 56 Wohnungen, davon ein Penthouse, acht Ebenen sowie einer Tiefgarage mit zwei Ebenen entstehen. "Wir werden die Baugenehmigung wahrscheinlich bekommen", sagt Clemens Bauer, Geschäftsführer des Bauträgers Hetzgasse 8 Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG.

Aber vielleicht wird es doch noch ein Wettlauf mit der Zeit: Eine nachträgliche Widmung einer Schutzzone könnte das Haus eventuell noch retten und eine Sanierung bewirken - ganz im Sinne einer Familie, die ihren dortigen Mietvertrag und das Haus erhalten möchte. Das Stadtplanungsressort hat ein entsprechendes Verfahren in die Wege geleitet. Dieser neue Flächenwidmungsplan für das Weißgerberviertel wird derzeit begutachtet.

Der Interessensbescheid der MA64 ist der bisher letzte Akt in den Auseinandersetzungen um das Haus in der Hetzgasse 8. Angestrengt hatte das Verfahren die Hetzgase 8 ImmobilienverwaltungsGmbH & Co KG im November 2014. Die MA64 sollte feststellen, ob ein Abbruch und Neubau im öffentlichen Interesse sei. Wird ein solches öffentliches Interesse festgestellt, so kann ein Hauseigentümer bestehende Mietverträge kündigen und das Haus abreißen. Es ist für die Hetzgasse 8 Immobilien GmbH & Co KG die - scheinbar einzige - Möglichkeit, die letzten Mieter aus dem Haus zu bekommen. "Uns ist nichts anderes übrig geblieben und für solche Fälle ist er ja da", sagt Ingrid Soulier zur "Wiener Zeitung". Sie ist die Geschäftsführerin der Soulier Management GmbH, der die Hetzgasse 8 Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG gehört. Sie hat das Haus im Jahr 2012 von der Stiftung ihres Vaters, der Fepia Privatstiftung, erworben. Im September 2014 teilte die neue Eigentümerin der Baupolizei mit, das Haus abreißen zu wollen. Den verbliebenen Mietern bot sie Vergleiche an.

"Verwertung im Vordergrund"

Die Familie Schilk lehnte ab und blieb. Der nun vorliegende Interessensbescheid erlaubt Soulier nun die Kündigung und macht damit den Weg für Abriss und Neubau des Hauses frei. Zum Verhängnis wurde dem Haus ein WC am Gang. Mit 10 zu 11 überwiegt in der Hetzgasse der Anteil an sogenannten mangelhaften Wohnungen, die das WC noch am Gang haben. Laut den Bestimmungen liegt damit Assanierungsbedürftigkeit (Abriss und Neubau) vor. Die Stadt Wien, Besitzerin bis zum Jahr 2001, hatte das Haus nie saniert, auch die neuen Eigentümer nicht. Leere Wohnungen wurden nicht nachvermietet. "Natürlich gibt es im Haus Substandard-Wohnungen", sagt David Ellensohn, Klubobmann der Grünen in Wien. "Dass Eigentümer jahrzehntelang bei Sanierungen säumig sind und dann auch noch die letzten Mieter kündigen dürfen, ist nicht nachvollziehbar." Aus Sicht von Ellensohn werden damit Verwertungsinteressen über das Interesse an leistbarem Wohnraum gestellt.

Die Familie Schilk wird gegen den Interessensbescheid berufen. Das könnte ihren Mietvertrag eventuell retten und das Haus. Das Haus selbst könnte auch durch die nachträgliche Ausweisung einer Schutzzone vor dem Abriss bewahrt werden.

"Kein geschlossenes Ensemble"

Im Trubel des Wahlkampfs 2015 hatte sogar die Bezirks-SPÖ einen entsprechenden Antrag gestellt - obgleich Rudolf Zabrana, Architekt und Vorsitzender des Bauausschusses im 3. Bezirk, gerade die Untere Viaduktgasse nicht für schützenswert hält. Er verweist auf zwei Neubauten, die sich an der Straße befinden. Damit sei kein "geschlossenes Ensemble" mehr gegeben. Anders in der Oberen Viaduktgasse auf der anderen Seite der Bahngleise. Trotz Großgarage aus den 1960er Jahren und zahlreichen fehlenden Fassaden sei das Radetzkyviertel "künstlerisch wertvoller". Eine Schutzzone kommt für die Hetzgasse 8 womöglich zu spät. Und letztlich, so meint Zabrana, sei das Haus "ohne Schutzzonenauflage gekauft worden. Da kann ich nicht nachträglich die Tore umstecken."

Dass Zabrana dies tun könnte, ist unwahrscheinlich. In der von der MA64 anlässlich des Interessensbescheids eingeforderten Stellungnahme für den Bezirk hielt er fest, dass das Haus "verkommen" sei und der Ersatz durch einen Neubau "jedenfalls im öffentlichen Interesse". Es geht möglicherweise auch um sein Interesse: Über das Architekturbüro Frank & Partner und das Projekt "Goldegg Gardens" ist Zabrana mit der Soulier Management GmbH wirtschaftlich verbunden. Einen Interessenskonflikte sieht er nicht. Am Mittwoch wird der Neubau bei der MA37 behandelt.

Siehe dazu auch: Vom Gemeindebau zum Spekulationsobjekt?