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Kommunikation ist mehr als Reden

Von WZ Online/ser

Wirtschaft

Internationaler Bildungsstandard ECo-C verbessert Karrierechancen. | Interkulturalität als Chance.


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Thomas Bauer ist via Skype mit Dubai verbunden.
© Sabine Ertl

Was haben ein Baggerfahrer, ein Lehrling und ein Manager gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig, auf einer übergeordneten Ebene sehr viel. Sie alle kommunizieren in ihrem Mikrokosmos miteinander, sind quasi gezwungen, auf einer beruflichen Ebene zielführend reden zu müssen, vom Chef zum Lehrling, die Führungskraft mit den Klienten.

Dass Kommunikation mehr ist als Reden, rief der Internationale Tag der Kommunikation ins Gedächtnis, der am 5. März in der Türkischen Botschaft unter der Schirmherrschaft von ECo-C (European communication certificate), einer Europäischen Kommunikationsinitiative gefeiert wurde. Konferenzschaltungen via Skype mit den Partnerländern Türkei, Spanien und Dubai gaben der Veranstaltung ein internationales Flair.

ECo-C sichere die Qualität von Kommunikation, meinte Professor Kaiblinger, Präsident der ECo-C Foundation IPKeurope (Interessensgemeinschaft für nachhaltige Persönlichkeits- und Kommunikationskompetenz in Europa), in seiner Eröffnungsrede. Auch der Botschafter der türkischen Vertretung in Österreich Mehmet Hasan Gögüs betonte, dass es die Informationsgesellschaft erfordere, flexibel zu denken. Neun Jahre gebe es ECo-C schon. Die Zahl 9 sei eine wunderbare, so Kaiblinger, 9 stehe für vieles, sie bedeute im Arabischen "Herrlichkeit". Transparenz, Interkulturalität und Qualität stehen im Vordergrund.

Unverzichtbare Soft Skills

ECo-C drehe sich im Grunde genommen um die Begriffe der Kommunikation, Selbstmarketing, Teamarbeit und Konfliktmanagement. Es sei eine Initiative, die Menschen unterschiedlichster Berufsgruppen wie auch Schülern und Lehrlingen durch soziale Kompetenz mehr Perspektiven und Flexibilität gebe. Es seien die Soft Skills als ein unverzichtbarer Faktor der internationalen Verständigung, sagte der Leiter des wissenschaftlichen Beirats von ECo-C Universitätsprofessor Thomas Bauer. Das Programm setze auf europäische Standards in der Qualität der Didaktik, es ziele aber nicht auf Standardisierung, sondern auf die Individualität und Persönlichkeit jedes Einzelnen.

ECo-C sei aber auch ein Versuch, jene Bildung sicherzustellen, die in organisierten Bildungseinrichtungen vernachlässigt werde, so Bauer. "Kommunikation ist schließlich mehr als Reden, es geht darum, den anderen wahrzunehmen und zu erkennen, wer er ist. Wenn etwas gelingt in Bildung, Politik und Wirtschaft, dann gelingt es, weil Kommunikation gelungen ist", bekräftigte Bauer. Die Welt werde durch Kommunikation zusammengehalten. Jede Kommunikation bedeute, Skills zu lernen, mit denen man im Leben zurecht komme. Weil wir in einer organisierten Gesellschaft leben, in denen nicht nur die Intuition zähle, sondern auch die Fähigkeit, sich an die organisierten Strukturen dieser Gesellschaft anzupassen. Das bedürfe geschulter und gefertigter Fähigkeiten, so Bauer.

Kultur als Bereicherung

Gott sei Dank gebe es viele Sprachen, Religionen und Kulturen. Sie entstehen durch die Art wie wir kommunizieren. Schließlich werde die Welt durch Kommunikation zusammengehalten. Natürlich gebe es kulturelle Unterschiede, aber das sei gut so, denn schließlich sei Kultur ein Programm, sich selbst zu verstehen. Dann, wenn ich eine Kultur betrachte, sei es eine Erinnerung an die eigene. Wie beispielsweise in der arabischen Welt europäische Kommunikationsstandards umgesetzt werden? Man müsse, um die arabische Kommunikationskultur mit dem doch "europäischen Programm" bereichern zu können, die Trainer so ausbilden, dass sie sich in der arabischen Kommunikations- und Gesprächskultur auskennen und diese auch weiterentwickeln. Ihnen ein europäisches Konzept aufzusetzen, wäre der falsche Weg, so Bauer.

Persönlichkeit schulen

Was wird tatsächlich mit ECo-C gelehrt? Es ist ein Training von sozialer Kompetenz, der eigenen Persönlichkeit, von Selbstsicherheit, selbstverantwortlichem Agieren, der Reflexion von Vorurteilen, positiver Lebenseinstellung, der Fähigkeit an Selbstkritik und strategischer Vorgangsweise. Die Liste ist lang, praktisch orientiert und in einem Stufenmodell ausbaubar. Als interessanter Aspekt gilt die internationale Dimension in Form von interkultureller Kompetenz. Schließlich gilt der ECo-C Bildungsstandard neben den 28-EU-Ländern in Brasilien, Indien, der Schweiz, Türkei und Russland.

Minister Hundstorfer überreicht die Auszeichnungen.
© Sabine Ertl

Ausgezeichnet mit ECo-C

Sozialminister Rudolf Hundstorfer verlieh bei der Veranstaltung eine ECo-C-Auszeichnung an eine Absolventin des neuen ECo-C Bildungscenters SEBUS (Schulungseinrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen). Menschen mit Behinderung müsse eine Teilhabe an Bildungseinrichtungen ermöglicht werden. Barrierefreiheit sei weiterhin ein großes Thema und Herausforderung für die Politik. So auch die Projektleiterin von SEBUS Barbara Vielnascher: Der Fokus solle auf das Potential von Sehbehinderten gerichtet werden, es gehe schließlich nicht nur um Teilhabe, sondern auch Gestaltung. Der individuelle Mensch müsse unterstützt werden. Die Zeiten der Bevormundung seien vorbei. Schließlich sei es notwendig, Sehbehinderte nicht nur gleichwertig, sondern auch stark zu sehen.

Die Preisträger.
© Sabine Ertl

Kommunikation als Miteinander

Herbert Böhm, Arbeitsmarktexperte und Mitglied von IPKeurope, meinte am Rande der Veranstaltung: Kommunikation sei immer die Schwierigkeit, ein Miteinander auf den beiden Seiten des Arbeitsmarktes zu finden. ECo-C sei schließlich eine Möglichkeit, die Überprüfbarkeit von Kommunikation sicherzustellen und den Ausbildungsstandard zu gewährleisten. Jene der Trainer wie auch der Teilnehmer am Programm. Unis wie auch Unternehmen machen von dem Programm Gebrauch. Verfehlte Kommunikation führe schließlich zu Konflikten, Missverständnissen und auch zu Mobbing, so Böhm.

Bisherige Bilanz

ECo-C klingt tatsächlich erfolgsversprechend: In der im 2. Halbjahr 2014 durchgeführten Nachhaltigkeits-Studie "Erfolgreich im Leben" haben die über 5.000 Absolventen bei der Online-Umfrage bestätigt, dass sie zu über 80 Prozent mit der ECo-C Ausbildung positiv ihre Karriere beeinflusst hätten. Knapp 90 Prozent gaben an, dass auch ihre tägliche berufliche Kommunikation aufgewertet wurde und knapp 95 Prozent gaben an, dass sie die gelernten Inhalte auch im beruflichen und privaten Umfeld nutzen konnten. Fast alle Befragten gaben an, dass Bildungsqualität und lösungsorientiertes Lernen einen immer wichtigeren Stellenwert annehme. Fast alle wünschen sich, dass ECoC Lerninhalte bereits in der Schule vermittelt werden würden.

European Communication Certificate
IPKeurope
Thomas A. Bauer