Popcorn am Veloursessel, Schauspiel-Highlights in der Dunkelheit: Die Magie des Kinos ist ungebrochen, wie die steigenden Besucherzahlen zeigen. Doch die Kinolandschaft ist einem Szenenwechsel unterworfen: Nachdem vor allem in und rund um Wien seit den späten 90ern Tempel, die sich dem Entertainment-Konzept verschrieben haben, wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen sind, haben zwei dieser "Komplexxe" ihre Pforten heuer wieder geschlossen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Im März schloss das UCI in der Lasallestraße, dann fiel vor rund drei Wochen auch im CineStar in den Vienna Twin Towers der letzte Vorhang. Nach einem Wasserschaden wurde der Spielbetrieb am Wienerberg nicht mehr aufgenommen. Der Standort habe nicht gepasst, im Haus habe es zu wenig Entertainment-Möglichkeiten gegeben, teilte ein Sprecher des Betreibers CineStar die Gründe für den Rückzug mit. Negativ ausgewirkt hat sich aber auch die Kino-Dichte, die in Wien über ein Drittel höher als in anderen europäischen Hauptstädten liegt, erklärt Herbert Dörfler, Präsident des Verbandes der Wiener Lichtspieltheater im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Demnach zählt die Bundeshauptstadt fast 32.000 Kinosessel, die meisten davon gebündelt in den Mega-Kinozentren: Allein der größte Wiener Tempel, das UCI Millenium City, verfügt über 3.520 Sitzplätze. Die größten 10 Häuser werden von nur drei Betreibern geführt, geht aus einer RegioPlan-Analyse hervor. Trotz der Übersättigung des Marktes könnten sich die kleinen Stadtkinos - nicht zuletzt dank der Kinoförderung - gut halten, betont Dörfler. Eines dieser kleinen Lichtspieltheater ist das Kepler-Kino in Favoriten, das nach dem Aus am Wienerberg derzeit der einzige Standort im Süden Wiens ist. "Ob wir von der Schließung des CineStar besuchermäßig profitieren, hängt davon ab, welche Filme wir bekommen", so die Betreiberin Hermine Bespalez.
Kopien der neuesten Filme gingen zuerst an die Großen, daher sei es ihre Strategie, später zu starten, dafür aber mit ausgesuchten Filmen. "Daher zeigen wir fast nur jugendfreie und prädikatierte Filme", so die Chefin des rund 70 Besucher fassenden Kinos. Trotz der zuletzt "schwachen Geschäftslage" ist Bespalez überzeugt, dass das seit 1913 bestehende Kino der "Plexx"-Konkurrenz trotzen kann. Ein Optimismus, den sie mit Dörfler teilt: Der Betreiber des Haydn-Kinos rechnet für heuer mit einem deutlichen Besucherzuwachs in den Wiener Kinos, vor allem aufgrund der Bemühungen der "Kleinen". 2001 kamen 5,87 Millionen Besucher in die Wiener Kinos.