Es brodelt unter den Versicherern in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): Die neue Gewerbeordnung, die am 13. Juni 2002 beschlossen wurde, soll den Unterschied zwischen Versicherungsmaklern und -agenten deutlich machen. Nun wurde jedoch ein Antrag zur Streichung des entsprechenden Passus eingebracht, was den Unmut der Versicherungsmakler erregt.
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Laut dem Gesetzestext wären mehrere Agenturverhältnisse für einen Versicherungsagenten nur dann zulässig, wenn die Produkte der verschiedenen Versicherungsanbieter einander nicht konkurrenzieren und jede der Assekuranzen die Verantwortung für die Produkte übernimmt, erklärte Wolfgang Steinmayr, Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler in der WKÖ, am Donnerstag vor Journalisten.
Diese Bestimmung, die nach Ansicht der Makler EU-konform ist, soll nun wieder gekappt werden - weil einige Versicherungsriesen dagegen Lobbying betrieben hätten, vermuten sie. "Die Versicherungswirtschaft hat damit nichts zu tun", meint dagegen Peter Salek, Bundesgremialvorsteher der Versicherungsagenten in der WKÖ zur "Wiener Zeitung".
Die Makler hätten schon seit 1997 versucht, die Tätigkeit als Mehrfach-Versicherungsagent zu unterbinden. In Sachen EU-Konformität hätten die Makler hier etwas falsch interpretiert, so Salek. Denn die EU-Richtlinie, der die heimische Gesetzeslage angepasst werden soll, dürfe Mehrfachagenten gar nicht verbieten. Im übrigen halte der eingebrachte Änderungsantrag in einem Passus ausdrücklich fest, dass die Agenten verpflichtet seien, sich den Kunden gegenüber unaufgefordert zu deklarieren. Und dieser Abschnitt sei in der Branche auch hinlänglich bekannt. Diese Bestimmung habe er nicht verlangt, generell sei die Änderung jedoch zu begrüßen, so Salek.
Aus Sicht der Makler hingegen ist die verabschiedete Gewerbeordnung EU-konform, die beantragte Änderung wäre also eine "Umgehung von EU-Recht". Die Gewerbeordnung in ihrer jetzigen Form sorge dafür, dass "der Konsument weiß, ob ihm ein bestimmten Versicherungen verpflichteter Agent oder ein unabhängiger Makler gegenüber sitzt, der für seinen Klienten das bestmögliche Produkt heraussucht", so Rudolf Mittendorfer, Obmann der Fachgruppe Wien der Versicherungsmakler.