Die Klage eines Rothschild-Nachfahren gegen die Stadt Wien droht jetzt auch zum Politikum zu werden.
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Wien. Seit rund 64 Jahre verwaltet der Magistrat der Stadt Wien die "Nathaniel Freiherr Rothschild’sche Stiftung". Bisher lief alles gut, jetzt droht, wie "Profil" und "Kurier" berichten, gerichtliches Ungemach.
Der New Yorker Unternehmer Geoffrey R. Hoguet, ein Nachfahre der Familie, moniert grobe Mängel in der Stiftungsgebarung, das Verfahren wird am 20. Februar am Bezirksgericht Hietzing eröffnet. Die Stadt Wien wird dabei vom ehemaligen SPÖ-Abgeordneten und Justizsprecher Hannes Jarolim vertreten.
Mittlerweile schlägt die Causa auch auf politischer Ebene Wellen. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) verlangt eine lückenlose Überprüfung durch den Nationalfonds und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, der zuständige Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) kritisiert Sobotkas Einmischung als "ungeheuerlich".
Kritik an Gebarung
Konkret geht es um die 1907 errichtete Rothschild-Stiftung des Urgroßonkels Hoguets. Stiftungszweck damals war die Errichtung von sogenannten Nervenheilanstalten am Rosenhügel und auf dem Areal des Maria-Theresien-Schlössels.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Stiftung aufgelöst, bei ihrer Reaktivierung im Jahr 1956 statt eines ursprünglich unabhängigen Kuratoriums der Wiener Magistrat mit der Fortführung der Angelegenheiten betraut. Dieses Prozedere wird nun beim Bezirksgericht angefochten.
Zudem stößt sich der Rothschild-Nachfahre an dem 2001 getätigten Verkauf des Maria-Theresien-Schlössels an die Stadt Wien. Geht es nach Hoguet, soll dieser Verkauf für nichtig erklärt werden. Detail am Rande: Der Verkaufserlös, rund 6,5 Millionen Euro, floss 2005 zur Gänze in den Krankenanstaltenverbund. "Ohne rechtliche Grundlage", wie die Wiener Grünen damals feststellten. Sie orteten eine "Enteignung der Rothschild-Stiftung".
Hacker gelassen
Ebenfalls Gegenstand der Verhandlung ist eine 2017 hinzugefügte Stiftungssatzung, wonach bei einer Auflösung das Stiftungsvermögen der Stadt Wien zufallen würde. Hoguet will dieses Geld stattdessen für gemeinnützige Zwecke verwendet wissen. Bei der Stadt Wien bereite man derzeit eine Entgegnungsschrift vor, ließ Hacker wissen: "Ich gehe davon aus, dass die damals handelnden Damen und Herren die richtigen Entscheidungen getroffen haben."(sog)