Einsparpotenzial von 64.300 Euro jährlich pro Firma. | Mediation kann Eskalation vermeiden. | Wien. Sie lauern in jedem Unternehmen und kosten die Wirtschaft jährlich mehrere Millionen Euro: Konflikte zwischen Mitarbeitern, mit den Kunden oder Lieferanten schaden den Betrieben enorm. Die Produktivität sinkt, es kann zu Kündigungen und Geschäftsausfällen kommen, und schlimmstenfalls droht der Gang zu Gericht. Laut einer Studie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) können Konflikte in einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern bis zu 64.300 Euro jährlich kosten.
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"Mit einer Mediation kann man viele dieser Kosten vermeiden", versichert die Wirtschaftsmediatorin Manuela Eder gegenüber der "Wiener Zeitung".
Ein unparteilicher Mediator unterstützt die Betroffenen dabei, ihren Konflikt zu lösen. Was relativ schwammig klingt, folgt einem strengen Verfahren, das zum Ziel hat, die Interessen aller Beteiligten auf den Tisch zu bringen und eine Lösung zu finden, die diese Interessen gleichermaßen berücksichtigt.
"Meistens geht es in Konflikten um Positionen", erklärt Peter Adler, Landessprecher der Expertengruppe Wirtschaftsmediation Wien im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die tatsächlichen Bedürfnisse und Interessen, die dahinter stehen, kommen oft nicht zur Sprache. Dadurch sind auch die Lösungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Bei der Mediation hingegen werden die Bedürfnisse der Betroffenen herausgearbeitet, auf deren Grundlage die Streitparteien dann eine Lösung suchen, mit der alle Betroffenen leben können.
Je früher, desto besser
Voraussetzung für eine Mediation ist, dass alle Betroffenen dieser zustimmen. "Niemand kann dazu gezwungen werden", sagt Eder. Wenn die Streitparteien aufgeschlossen sind, stünden die Chancen auf eine Konfliktlösung durch Mediation gut. Eine Garantie gibt es laut Eder aber nicht.
Je früher man einen Mediator in einen Konflikt miteinbezieht, desto besser, meint Gudrun Janach-Wolf, Obfrau des Forum Wirtschaftsmediation. Noch sind heimische Unternehmen gegenüber dieser Form der Konfliktbeilegung aber "nicht so aufgeschlossen", glaubt Eder. Selbst die Firmen, die Mediation in Anspruch nehmen, würden sich lieber bedeckt halten, "weil sie ihre Konflikte nicht an die große Glocke hängen wollen".
Im Vergleich zu einem Gerichtsverfahren ist eine Mediation oft günstiger und schneller. Durchschnittlich werden zwischen drei und fünf Mediationssitzungen benötigt. "Es hängt allerdings von der Komplexität des Konflikts und der Anzahl der betroffenen Personen ab", gibt Eder zu bedenken. Für eine Stunde kann man etwa mit 150 Euro aufwärts rechnen.
Auch wenn ein Gerichtsverfahren bereits läuft, kann es für eine Mediation unterbrochen werden. "Die Fristen werden dann gehemmt", erklärt Eder.
Hilfe bei Konflikten im Unternehmen bietet auch die Wirtschafts-Konflikt-Hotline der WKO an. Betriebe bekommen hier eine kostenlose Erstberatung. Einem Viertel der Anrufer kann auf diese Art geholfen werden. Ist der Konflikt komplexer, bietet die Konflikt-Hotline auch Mediation an. Eine fünfzigminütige Sitzung für zwei Personen kostet laut Gerda Ruppi-Lang vom Hotline-Dienst 250 Euro. In bestimmten Fällen gibt es eine Förderung des Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi).
Die meisten Konflikte sind Gesellschafterkonflikte, "weil diese nicht wirklich klagbar sind", erzählt Ruppi-Lang. Grundsätzlich ist allerdings jeder Konflikt für eine Mediation geeignet.
Mediatoren findet man auf der Mediatoren-Liste des Justizministeriums.
www.edikte.justiz.gv.at/mediatoren/mediatorenliste.nsf/docs/Home