Stichwahl zwischen Präsidenten und Ex-Rebellen fix. | Angst vor blutigen Unruhen nach Schießeren in Kinshasa. | Kinshasa. (dpa) Leere Straßen, geschlossene Geschäfte, patrouillierende Militärs: In Kinshasa herrschte am Montag, wenige Stunden nach Kundmachung der Wahlergebnisse, mit Ausnahme kleinerer Zwischenfälle gespannte Ruhe. In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo war es in der Nacht zuvor zu einer Schießerei zwischen den Sicherheitskräften von Präsident Kabila und Ex-Rebellenchef Jean-Pierre Bemba gekommen. Mindestens sechs Menschen kamen dabei ums Leben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Kabila und Bemba müssen Ende Oktober in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Sie schnitten bei der ersten freien Wahl seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 als Beste unter den 33 Kandidaten ab. Kabila vereinigte 44,08 Prozent der Stimmen auf sich, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Bemba erhielt 20,03 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,5 Prozent.
"Ich habe keinen Zweifel, dass Sie diesen Sieg festigen werden", erklärte ein siegessicherer Kabila seinen Landsleuten in einer kurzen Fernsehansprache. Doch die Enttäuschung, dass er es nicht auf Anhieb auf über 50 Prozent geschafft hatte, war ihm anzusehen.
Ost-West-Kluft
Kabila hat zwar den Osten hinter sich geschart, der noch immer von Milizen terrorisiert wird. Dort ist die Sehnsucht nach Frieden und Stabilität sehr ausgeprägt. Doch Bemba erhielt im Westen und vor allem in der Hauptstadt mehr Zustimmung. Dort ließen die nächtlichen Schießereien nicht nur die Bevölkerung aufhorchen. Denn die Präsenz von rund 17.000 UN-Soldaten sowie ein EU-Truppenkontingent hatten in dem Land von der Größe Westeuropas bisher Gewaltexzesse verhindert. Und die waren in der turbulenten Geschichte bisher eher Regel denn Ausnahme. Die bange Frage auf den Lippen von Beobachtern und Kongolesen war daher, ob es sich bei der Schießerei um einen Einzelfall oder ein Fanal für weitere Gewalt handelt.
Teurer Wahlgang
Die internationale Gemeinschaft hatte sich ihren Einsatz etwas kosten lassen. Der Preis allein für den ersten Wahlgang war mit einer knappen Milliarde Dollar enorm. Nun muss in dem rohstoffreichen, aber infrastrukturell nur schwach entwickelten Land erneut ein Urnengang organisiert werden. Eine Mammut-Aufgabe, die viele Kräfte binden wird und auch die Gefahr einer Polarisierung verschärft.