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Kongresse sollen wieder tanzen

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Nach zwei Jahren im Pandemie-Modus will die Tagungsbranche nicht zurückblicken, sondern neue Wege gehen.


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Es war schon am Motto der diesjährigen Österreichischen Tourismustage zu erkennen, im heimischen Beherbergungsgeschäft wird sich vieles verändern: Mit "ReDesign Tourism now" hat sich die Branche eine Verjüngungskur verordnet, denn "Wir befinden uns am Beginn eines Strukturwandels", wie es die frischgebackene Staatssekretärin für Tourismus, Susanne Kraus-Winkler gleich in ihrer Eröffnungsrede zusammenfasste.

Nach zwei Jahren Pandemie samt Lockdowns, Reiserestriktionen und begrenzten Teilnehmerzahlen will insbesondere der heimische Kongresstourismus neu durchstarten. Trotz widriger Umstände hat die Branche 2021 den Turnaround geschafft, wie Gerhard Stübe, Präsident des österreichischen Tagungsverbandes ACB, betont. 10.400 Kongresse, Tagungen und Seminare mit einer halben Million Teilnehmer, die österreichweit 811.187 Nächtigungen generierten, so lautet die Bilanz aus dem "Meeting Industry Report Austria" (MIRA) für das Jahr 2021.

"Der Beitrag von Kongressen zum Bruttoinlandsprodukt lag mit 136,06 Millionen Euro im zweiten Pandemiejahr um 12 Prozent über dem Vorjahreswert, wenig überraschend jedoch nach wie vor weit hinter dem Beitrag im Jahr 2019 (763,65 Millionen Euro)", heißt es dazu im "Wiener Tagungsindustrie Report 2021".

"Niedrige Früchte"

"Wir haben 2021 ein Wachstum in allen drei Veranstaltungssegmenten von über 20 Prozent, verglichen mit 2020. Besonders Kongresse haben mit 27,3 Prozent und Firmentagungen mit 23,2 Prozent wieder zugelegt", fasst Stübe zusammen.

"Niedrige Früchte" nennt er dies dennoch, aber zurückzuschauen auf das "bombige Jahr 2019" mache wenig Sinn. Die Welt habe sich verändert, so sei etwa Digitalisierung auch im Kongresstourismus nicht mehr wegzudenken. Das Thema hybrider Formate, also live vor Ort ebenso wie online stattfindender Veranstaltungen, müsse ausgebaut werden, so Stübe. 2021 wurden 3,6 Prozent der gemeldeten Veranstaltungen, insgesamt 371 hybrid durchgeführt.

Veranstaltungen in Grün

Hinzu komme als weiterer Trend Nachhaltigkeit, für "Green Meetings" gibt es bereits die österreichische Umweltzeichenrichtlinie 62. Nachhaltige Veranstaltungen sind ein wachsender Bereich, fanden doch 2021 bereits österreichweit 57 Green Meetings und 34 Green Events statt. Ende 2021 verzeichnete das Umweltzeichen 90 Lizenznehmer, dies entspricht einem Zuwachs von 12,5 Prozent.

Österreich will sich für die Zukunft also als nachhaltige Tourismusdestination im internationalen Wettbewerb positionieren. Ein Umdenken der gesamten Tagungsbranche in diesem Bereich sei eine Voraussetzung für zukünftiges Wachstum und entspreche den Wünschen der Tagungsteilnehmer, betont Stübe.

Zugleich kämpft allerdings auch der Tagungstourismus mit Bremsfaktoren wie steigenden Energiekosten und damit Preiserhöhungen sowie einer zunehmenden Kurzfristigkeit bei Buchungen und Mitarbeitermangel. Dass nun die Bereich Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in einem Ministerium zusammenlaufen, sieht Staatssekretärin Kaus-Winkler in diesem Zusammenhang positiv. Hoffnung setzt sie auch in bereits vorgenommenen Erleichterungen, wie der um 750 zusätzliche Stellen erweiterten Saisonier-Regelung sowie der vereinfachten Rot-Weiss-Rot-Karte.

Einen inständigen Appell richtete die Branche schließlich an die heimische Politik: Ein Fleckerlteppich an Corona-Regeln sei künftig unbedingt zu vermeiden. Einheitlichkeit im nationalen Bereich wäre eine Voraussetzung für Veranstaltungen wie Kongresse und Tagungen.