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Königin Elizabeth II. wird 75

Von Dieter Ebeling

Politik

London - Der Ruhestand ist noch nicht in Sicht. Der Beruf ist wie ein Strafurteil über sie gekommen - und das scheint nach ihrem Verständnis zu lauten: "Lebenslang". Die britische Königin Elizabeth II. feiert an diesem Samstag ihren 75. Geburtstag. Im ganz engen Kreis natürlich nur, denn offiziell und öffentlich werden ihre Geburtstage immer im Juni gefeiert, des besseren Wetters wegen.


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Ein Jahr vor dem goldenen 50. Thronjubiläum und im Jahr des 80. Geburtstages ihres Ehemannes Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, sollte das ein unbeschwerter Jubeltag sein. Tatsächlich jedoch wird der runde Geburtstag düster überschattet von immer neuen Krisen der britischen Monarchie.

Elizabeth wollte als junges Mädchen nicht Königin werden, alles sprach für ein beschauliches und privilegiertes adliges Leben: Schließlich war der ältere Bruder ihres Vaters der Thronfolger und wurde 1936 als Eduard VIII. König. Aber er dankte nach wenigen Monaten wegen seiner Liebe zur geschiedenen Amerikanerin Wallis Warfield Simpson ab. Damit wurde ihr Vater Albert, Herzog von York, als Georg VI. König, ihre Mutter Elizabeth Königin (die heute über 100-jährige "Queen Mum"), sie selbst Thronfolgerin. Und die jüngere Schwester Margaret (70) sollte zeit ihres Lebens mit dem Problem zu kämpfen haben, nur die Zweite hinter der Ersten zu sein.

Die Abdankung des Onkels hat das Leben der ganzen Familie verändert und erklärt nach gängiger Deutung erstens die eiserne Selbstdisziplin, mit der die Königin die im 11. Jahrhundert beginnende Linie der englischen Herrscher fortsetzt, und zweitens die Angst vor dem eigenen freiwilligen Thronverzicht. Um das Brechen des Rekords ihrer Ururgroßmutter Königin Viktoria dürfte es ihr wohl weniger gehen: Der liegt bei knapp 64 Jahren.

Eine Mehrheit von etwa 70 Prozent der Briten will nach jüngsten Umfragen auch weiterhin die Monarchie - ungeachtet aller Skandale und Affären. Vor allem ist man wohl keineswegs davon überzeugt, mit einer Republik und einem gewählten Präsidenten besser zu fahren. Und als Fremdenverkehrsfaktor ist das königliche Gepränge mit Lack und Frack, Pferden, Uniformen und seltsamen alten Ritualen ohnehin von unschätzbarem Wert. Nicht einmal das Geplappere der Schwiegertochter Sophie Gräfin von Wessex über die Politiker des Landes hat die Briten zu Republikanern werden lassen.

Aber angeblich hat Elizabeth II. Angst, dass die Amtsübernahme des ungeduldig wartenden, aber nicht unumstrittenen ältesten Sohnes Charles (52) mit seiner Dauergeliebten Camilla Parker-Bowles die republikanischen Tendenzen im britischen Unterhaus stärken könnte.

Als 13-Jährige verliebte sie sich unsterblich in ihren Cousin, den griechischen Prinzen Philip aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, der unter dem Namen "Mountbatten" in England eingebürgert wurde. Im November 1947 war Hochzeit. Philip, der nach der Thronbesteigung seiner Frau Herzog von Edinburgh wurde, litt später sehr darunter, seine Marinekarriere aufgeben zu müssen und nur noch Prinzgemahl zu sein. In den 50er und 60er Jahren gab es immer wieder Gerüchte über Krisen und andere Frauen in der anfänglich leidenschaftlichen Ehe.

Diskretion kann man - im Gegensatz zum Königspaar - den Königskindern nicht nachsagen. Und die eigene Familie mit den scheiternden Ehen, Betrügereien, Heimlichkeiten und Skandalen ist der Hauptgrund dafür, dass die Regentschaft der Königin zu einer einzigen privaten Krise der Frau an der Spitze geworden ist. Auch das Talent der Queen zum Krisenmanagement scheint, zumindest nach dem Tod von Prinzessin Diana 1997, begrenzt zu sein.

Die Königin versteht sich selbst als Modernisiererin. Sie versucht vor allem, durch eigenes Steuerzahlen und eigene Einnahmen die finanzielle Last für den Bürger zu verringern.

(Britisches Königshaus: http://www.royal.gov.uk)