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Der österreichische Mittelstand hat seine Einschätzung der Geschäftslage für das nächste Halbjahr deutlich nach unten revidiert: Nur 37,7% der Befragten beurteilen sie mit gut oder sehr gut - das bedeutet eine Abnahme um immerhin 10,7 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres.
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Besonders pessimistisch ist die Dienstleistungsbranche: Während im vergangenen Jahr noch 59,1% der Mittelständler eine positive Bewertung abgegeben hätten, seien es heuer nur mehr 39,9% gewesen, erläuterte gestern Helmut Rödl, Chef des Verbandes Creditreform, die jüngste Umfrage unter 1.856 Betrieben vor Journalisten.
Auch die Personalpolitik ist unmittelbar von der gedrückten Stimmung betroffen: Während zwar 17,7% (nach 14,8%) der Betriebe Mitarbeiter einstellen wollen, werden 21,2% (nach 19,5%) Personal einsparen.
Was die Umsätze betrifft, sind 38,3% der Befragten von steigenden Umsätzen überzeugt (plus 5,1 Prozentpunkte). Dennoch ist die Investitionsbereitschaft gesunken: Nach 59,3% im Vorjahr sind heuer nur mehr 57,5% der Befragten bereit, Investitionen zu tätigen. Dabei sollen bevorzugt alte Maschinen oder Anlagen erneuert werden.
Schlechte Liquidität
Problematisch sieht Rödl die Liquiditätslage vieler Unternehmen. Nur 25,8% der heimischen Mittelständler würden über eine Eigenkapitalbasis verfügen, die mehr als 30% der Bilanzsumme betrage. Zur Entspannung der Lage trage das Zahlungsverhalten jedenfalls nicht bei: Nur 49,2% der Kunden zahlen pünktlich, also innerhalb von 30 Tagen, 14,6% lassen sich bis zu 90 Tagen Zeit. Am stärksten betroffen ist dabei das Baugewerbe, das auch unter den höchsten Forderungsverlusten zu leiden hat. Insgesamt gaben 55% der befragten Unternehmen an, einen Forderungsverlust durch die Pleite eines Kunden erlitten zu haben. Die Creditreform erwartet für heuer einen Zuwachs bei den Firmenpleiten und Privatkonkursen um 3,7% auf 9.200.
Trotz der angespannten Lage setzt der Mittelstand auf das Internet: Immerhin 85,8% der befragten Unternehmen haben eine Homepage und präsentieren sich und ihre Produkte. Der Verkauf derselben bzw. von Dienstleistungen wird aber nur von 28,4% der Befragten betrieben. Das Budget für die Website spiegelt ebenfalls die schwache Konjunktur wider: Bei 62,1% der Mittelständler wurde es sich seit Juni 2001 nicht mehr erhöht.