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Erster Wahlgang
Dass die Kardinäle bereits am ersten Abend im Konklave den ersten Wahlgang abhalten, ist eine Kann-, keine Muss-Bestimmung. Auf jeden Fall sind ab dem nächsten Morgen je zwei Wahlgänge am Vormittag und am Nachmittag vorgesehen. Beim ersten Wahlgang ließen sich viele Kardinäle früher nicht in die Karten schauen und wählten einen farblosen Purpurträger. 1513 hat das laut Überlieferung dazu geführt, "dass sie fast Alborense zum Papst gemacht hätten, die absolut unbedeutendste Null unter allen Anwesenden".
Kurzes Konklave
Die letzte langwierige Papst-Wahl fand von 14. Dezember 1830 bis 2. Februar 1831 statt, dauerte also 50 Tage. Die letzten zehn Konklaven dauerten aber nur zwischen zwei und fünf Tagen. Auch heuer rechnet man mit einer raschen Entscheidung. Das Verbrennen der Stimmzettel ist jeweils nach zwei Wahlgängen, und zwar um 12 Uhr und um 19 Uhr vorgesehen. Kommt es aber in einem "ungeraden" Wahlgang zur Entscheidung, so könnte der mit Spannung erwartete "weiße Rauch" auch mitten am Vormittag oder Nachmittag aufsteigen.
Ölbaum-Papst
Dia Anhänger der "Malachias-Prophetie", die den nächsten Papst mit "Ruhm des Ölbaums" charakterisiert, sehen zwei Kardinäle als Favoriten an: den vom Judentum zum Christentum konvertierten Franzosen Jean-Marie Lustiger, weil der Apostel Paulus das Judentum in seinem Römer-Brief einen "edlen Ölbaum" nannte, und den Florentiner Erzbischof Ennio Antonelli, der aus Olivenregion stammt und dessen Bischofsstab ein Ölbaum ziert. Cocktail-Trinker meinen freilich, dass die Sache mit der Olive auch auf den italienischen Kardinal Carlo Maria Martini hindeuten könnte. Er gilt auch als großer Freund des Judentums und verbringt seinen Lebensabend in Jerusalem.
Sprache = Macht
"Es wäre undenkbar, einen Bischof von Rom zu haben, der die Sprache der Römer nicht spricht", sagt John-Peter Pham, der im Büro des Staatssekretariats im Vatikan arbeitete. Am 16. Oktober 1978 sammelte der neue Papst Johannes Paul II. Pluspunkte bei den Italienern, indem er sie aufforderte, sein Italienisch, wenn nötig, zu verbessern. Vor dem jetzigen Konklave halfen Dolmetscher den Kardinälen bei ihren Diskussionen. In der Sixtinischen Kapelle, sind sie aber auf sich selbst angewiesen. Wer da seine Gedanken nicht gewandt auf Italienisch ausdrücken kann, könnte im Nachteil sein. Die beiden Konklaven 1978 waren die letzten, in denen die Umgangssprache noch Lateinisch war. Zum Kreis der besonders polyglotten Eminenzen zählt auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.