Die vier privaten Briefzusteller sind um bis zu 20 Prozent günstiger als die Post.
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Wien. Seit Jahresbeginn ist der österreichische Postmarkt für die Zustellung von Briefsendungen bis 50 Gramm geöffnet und immer mehr private Zusteller versuchen seither der staatlichen Post das Wasser abzugraben.
Der jüngste Konkurrent ist die in Linz ansässige Medienvertrieb OÖ GmbH. Die Firma hat am 19. September von der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde RTR die dafür notwendige Lizenz bekommen. Wann genau das Unternehmen mit der Briefzustellung beginnen wird, konnte Geschäftsführer Walter Stadler im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" nicht konkretisieren.
Noch heuer erster Testlauf
Es könnte aber durchaus sein, dass noch heuer der erste Testlauf stattfindet. Der Plan sieht vor, dass in Oberösterreichs Hauptstadt Linz begonnen wird und die Zustellung dann auf die Bezirke Eferding, Linz-Land, Steyr, Steyr-Land, Urfahr-Umgebung, Wels und Wels-Land ausgeweitet wird. In Summe könnte Stadler so Briefe an 250.000 Haushalte zustellen. Aber nicht nur Privatpersonen, sondern auch Gemeindeämter und Behörden möchte er als Kunden gewinnen.
Ein Grund, warum Briefschreiber zum Medienvertrieb OÖ wechseln könnten, könnte an den Preisen liegen. Die Tarife sollen um 15 bis 20 unter jenen der staatlichen Post liegen. Bei der Zustelldauer gibt es hingegen kaum Unterschiede. Geplant sei, dass die Briefe bereits am nächsten Tag beim Empfänger liegen. Wenn die Zeit keine Rolle spielt, werden die Poststücke langsamer - also innerhalb von zwei oder drei Tagen - zugestellt, sagt Stadler.
Neben dem Medienvertrieb OÖ, an dem laut Creditreform zu je 50 Prozent die J. Wimmer GmbH ("Oberösterreichische Nachrichten") und die PLM-Vertriebsgesellschaft m.b.H ("Weekend Magazin") beteiligt sind, gibt es hierzulande noch drei weitere private Briefzusteller. Der Erste am Markt war Rudolf Sommer, der sich mit dem RS-Zustellservice um fünf Gemeinden in Vorarlberg kümmert. Ihm folgten die Hurtigflink Mail Austria, die Briefe in Graz und Graz-Umgebung zustellt, und die Post-Diskonttochter Feibra, die sich um Briefkunden zwischen dem niederösterreichischen Mistelbach und der Tiroler Hauptstadt Innsbruck kümmert.
Attraktive Ballungsräume
Für RTR-Chef Georg Serentschy ist die Zahl von bisher vier privaten Briefzustellern als "durchaus erfreulich einzustufen". Nachsatz: "Wir wünschen uns noch mehr, aber das kann man nicht erzwingen." Dass die meisten Zusteller in Ballungsräumen aktiv sind, ist für Serentschy wenig verwunderlich. "Das ist sind die ökonomisch interessanten Gebiete." Daher sei es gut, dass es mit der staatlichen Post einen Universaldienstleister gibt, der sich um die Zustellung in ganz Österreich und nicht nur ausgewählten Regionen kümmert, betont der RTR-Chef. Dazu, ob bis Jahresende weitere Konzessionen vergeben werden, sagt Serentschy nichts. Er meint lediglich: "Ich erwarte keinen Massenansturm."