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Konkurrenzkampf der Druckereien

Von Christine Zeiner

Europaarchiv

Der Druckbranche in Österreich gehe es zwar nicht schlecht, sie sei aber zunehmend "unter Druck" gekommen, sagt Werner Neudorfer vom Fachverband Druck in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Verdrängungsprozess bei den Druckereien könnte sich im Zuge der EU-Erweiterung noch weiter verschärfen.


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Die EU-Erweiterung werde "massive zusätzliche Konkurrenz" bringen. Denn Druckereien in den Kandidatenländern könnten billiger produzieren. Neudorfer spricht von 25 bis 30% niedrigeren Personalkosten als in Österreich und meint: "Ob ein Auftrag nach Wien, Horn oder Bratislava geht, ist von der Distanz her kein großer Unterschied."

Differenzierter sieht das Leopold Kurz, Geschäftsführer der Herold Druck und Verlag AG, die ausschließlich Tageszeitungen druckt. "In diesem Geschäft muss es schnell gehen, da ist auch zum Beispiel Bratislava schon zu weit weg", erläutert Kurz. Bei Büchern und Katalogen sei es hingegen "egal, ob diese zwei Tage früher oder später geliefert würden." Zwar werde das Volumen, das in Folge der EU-Erweiterung in diesem Bereich abfließt, "erheblich sein", die Branche zum Wackeln bringen werde die EU-Erweiterung aber nicht. "A kämpft gegen B", fasst Kurz die derzeitige Situation in Österreich zusammen. "Wir haben schon einen sehr aggressiven Markt." Keine Sorgen hinsichtlich der EU-Erweiterung hat der Wiener Standort der ursprünglich Prager Digital- und Siebdruckerei "Eclipse". "Eigentlich sind wir ein Marketing-Dienstleister", beschreibt Wien-Geschäftsführer Peter Spieß den Unternehmensgegenstand von Eclipse Wien. "Aber", betont er gleich darauf, "wir sind eine Druckerei." Spieß bezeichnet den Standort Wien als "Druckerei", obwohl sich in der Bundeshauptstadt keine Produktionsstätte befindet. In Wien nimmt das zwei Mann und eine Frau starke Team seit 1999 zwar Aufträge an, produziert wird jedoch dort, wo Kapazitäten frei sind. Die heute insgesamt 16 Produktionsstandorte befinden unter anderem in Prag, Warschau, Mailand, Brüssel, und London. Bei den Druckprodukten handelt es sich um Großformate wie Shop Displays, Flaggen, Fenster- und Bodengrafiken. Vor einem halben Jahr fusionierte Eclipse mit der belgischen Impression Gruppe. Die Unternehmenszentrale des nach eigenen Angaben größten Drucknetzwerks Europas befindet sich seither in Brüssel.

Anlaufschwierigkeiten im "Westen" blieben nicht aus: Normalerweise trete man EU-Unternehmen unvoreingenommener entgegen als solchen aus ehemaligen Ostblock-Staaten, gab Spieß gegenüber der "Wiener Zeitung" an. Tschechien sei das Druckland schlechthin in den Oststaaten gewesen und - so berichtet Spieß - "hier gibt es ein sehr großes Know-How." Die EU-Erweiterung sieht Spieß als "etwas sehr, sehr Wichtiges, um Hürden im Kopf und Grenzen, die wir nicht haben sollten, zu überwinden." Der Markt in den Beitrittsländern müsse nicht mehr erobert werden, aber der freie Warenverkehr werde sich jedenfalls positiv auf das Unternehmen auswirken. Alles in allem sieht Spieß der EU-Erweiterung gelassen entgegen.