Banken und Versicherungen haben Eckpunkte zur Bawag-Hilfe abgesteckt. | Bawag verkauft Anteil an Bank Frick. | Wien. Im Ringen um die Form der 450-Millionen-Finanzspritze für die Bawag haben sich die heimischen Banken und Versicherungen nach langen Verhandlungen unter der Leitung der Oesterreichischen Nationalbank am Mittwoch auf eine Lösungsvariante geeinigt. Das erfuhr die "Wiener Zeitung" aus Finanzkreisen. Der Rahmen sei festgelegt - die detaillierte technische Ausgestaltung fehle aber noch. Sie soll voraussichtlich bis Anfang nächster Woche geklärt werden.
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Die Einigung sehe die Gründung einer Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle) vor, in welche die Banken und Versicherungen Eigenkapital einbringen, das wiederum über eine Bundesanleihe besichert werden soll. Ob die Institute später ihr Geld cash oder als Bawag-Anteil wieder bekommen, sei noch offen. Eine offizielle Bestätigung gab es dazu noch nicht.
Wer will die Bawag?
Während sich alle größeren österreichischen Banken darum gerissen haben, als mögliche Bawag-Käufer ins Gespräch zu kommen, herrscht bei den ausländischen Banken diesbezüglich noble Zurückhaltung: "Kein Kommentar", heißt es dazu aus von der Citibank, Deutsche Postbank, Commerzbank, Societe General, BNP Paribas und ING auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Die ungarische OTP gilt zwar als einer der möglichen Käufer für eine Ukraine-Tochter der österreichischen Raiffeisen International (siehe auch Artikel unten), Österreich selbst steht bei der OTP aber nicht auf der Liste der Akquisitions-Länder. Sie konzentriert sich eher auf die Ukraine, Russland und Serbien. Kein Interesse an der Bawag zeigt auch das ukrainische Konsortium rund um den Stahlkonzern Ilyich und die ukrainische Active Bank, die vergeblich versucht hatten, die Bank Burgenland zu kaufen.
Gar nicht dazu äußern möchte sich die Bayern LB, die von 1996 bis 2004 mit rund 46 Prozent an der Bawag beteiligt war und mit der Bawag noch immer eine "fachliche Zusammenarbeit im Bankgeschäft" pflegt, wie es aus der Pressestelle der Bayern LB heißt. Weniger ablehnend klingt die Antwort der belgischen KBC: Man sei immer auf der Suche nach interessanten Möglichkeiten, äußere sich aber grundsätzlich nicht zu einzelnen Fällen.
Trotz der "no comment"-Politik gibt es am Markt die ersten Gerüchte, wer sich ungeachtet der Turbulenzen für die österreichische Bawag interessieren könnte. Schließlich kann man mit der "Bawag P.S.K" mit einem Schlag ein flächendeckendes Vertriebsnetz in Österreich erwerben. Häufig genannt werden in Finanzkreisen insbesondere die Deutsche Postbank sowie die ING und die Citibank.
Frick-Anteil verkauft
Vor dem Wiederaufleben des Bawag-Skandals hatte Generaldirektor Ewald Nowotny eigentlich den Verkauf von Bawag-Beteiligung, die nicht zum Bankgeschäft gehören, angekündigt. Auf der Verkaufsliste stand neben dem Schuhhaus Stiefelkönig auch der Klavierbauer Bösendorfer. Diese Vorhaben scheinen ob der aktuellen Situation auf Eis zu liegen. "Der Verkauf der gesamten Bank hat Priorität", so Bawag-Sprecher Thomas Heimhofer. Mit einer Ausnahme: Die Bawag wird ihre 26-Prozent-Beteiligung an der Liechtensteiner Bank Frick & Co AG and die Combinvest Establishment verkaufen. Dabei handle es sich allerdings um eine Sondersituation, meint Heimhofer, weil das Angebot von den anderen Frick-Aktionären gekommen sei.