Am österreichischen Aktienmarkt ist die Luft schon sehr dünn geworden. Zu Wochenbeginn wurde die Rekordjagd zunächst weiter fortgesetzt, wobei der ATX am Montag und Dienstag intraday auf neue historische Höchststände geklettert ist. Das neue All-time-high liegt somit bei 2.036,25 Punkten. In der Folge bröckelten die Kurse ab und der Leitindex fiel unter das Niveau vom Ende der Vorwoche.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Nachrichtenlage aus der heimischen Wirtschaft ist noch recht dünn, die Berichtssaison der österreichischen Unternehmen über das erste Halbjahr beginnt erst langsam anzulaufen. Den Beginn macht am Mittwoch kommender Woche die Verbundgesellschaft.
Auch von internationaler Seite kamen kaum Impulse. Nach dem enttäuschenden Ausblick des weltgrößten Chip-Herstellers Intel und des weltgrößten Mobiltelefon-Herstellers Nokia nehmen die Anleger eine immer skeptischere Haltung bezüglich der Gewinnaussichten der Unternehmen und der weiteren Entwicklung der Konjunktur ein. An den europäischen Börsen sah man das Urteil des Europäischen Gerichtshofs als Belastung für die Aktienkurse. Die Richter hatten die Schritte als widerrechtlich bezeichnet, mit denen ein Defizitverfahren gegen Frankreich und Deutschland ausgesetzt worden ist. Analysten halten weiter daran fest, dass der mittelfristige Ausblick für die Aktienmärkte positiv bleibt, wenngleich über den Sommer mit einer Durststrecke gerechnet werden muss. Auch für die Wiener Börse könnte sich nach dem Rekordlauf eine Sommerflaute einstellen.
Der Blue Chip Index ATX beendete die Woche mit 2.020,76 Zählern um 0,45% unter dem Schlusswert der Vorwoche. Der den Gesamtmarkt umfassende WBI ging um 0,29% auf 780,44 Punkte zurück, nachdem er am Dienstag noch ein neues historisches Hoch von 785,34 Zählern erreicht hatte. Trotz des leichten Rückgangs hielt sich Wien im schwachen europäischen Umfeld recht wacker.
Im prime market der Wiener Börse bewegten sich die Indexschwergewichte innerhalb einer engen Range. Größere Kursausschläge verzeichneten dafür die Titel der zweiten Reihe. Freundlich präsentierten sich Topcall und Agrana (jeweils +5,6%) sowie Palfinger (+3,4%). Semperit (+4,4%) stiegen auf ein neues Jahreshoch von 17,75 Euro, ehe Gewinne mitgenommen wurden.
OMV kletterte auf ein neues historisches Hoch von 173 Euro, korrigierte danach aber etwas. In- und Ausländische Analysten bewerten den bevorstehenden Einstieg bei der rumänischen SNP Petrom durchwegs sehr positiv, weil die neue Region zusätzliches Ertragswachstum ermöglicht. Böhler-Uddeholm (+1,9%) wird von UBS weiterhin zum Kauf empfohlen, und zwar mit einem um 5 Euro höheren Kursziel von 75 Euro. Mayr-Melnhof wurde von Commerzbank Securities in einer Erstanalyse mit "overweight" eingestuft und die RCB hat ihre Empfehlung von "übergewichten" auf "Kauf" bzw. das Kursziel auf 125 (zuvor 112) Euro angehoben, was sich aber auf den Kurs kaum ausgewirkt hat. Massiv eingebrochen ist Brain Force (-13,2%), der Titel fiel auf ein neues Jahrestief (2,52 Euro). Ein kräftiges Minus mussten auch JoWooD (-9,2%) und Wolford (-6,9%) hinnehmen. Schwächer notierten weiters Head (-4,5%), Eybl (-3,6%), Austrian Airlines (-3,1%) sowie S&T (-2,7%).
Im standard market continuous zogen Porr Vorzug (+7,1%) stärker an und erreichten mit 75 Euro ein Jahreshoch. Kursgewinne verbuchten auch Do&Co (+6,7%) und Lenzing (+2,2%). n
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"