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Der Wiederaufbau im Irak läuft trotz der äußerst prekären Sicherheitslage an. Auf einem Firmenforum der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zeichnete der Handelsdelegierte Franz Schröder ein düsteres Bild für ein derzeitiges Engagement im Irak. Der Wirtschaftsanwalt Günther Horvath sieht langfristig aber gute Perspektiven für österreichische Unternehmen und ermuntert Interessenten jetzt aktiv zu werden, um zu gegebener Zeit nicht das Nachsehen zu haben.
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Schröder konnte sich auf einer Erkundungsreise von der sehr gespannten Sicherheitslage und dem extremen Chaos in Bagdad überzeugen. Sowohl die Verwaltung als auch die Versorgungslage in der irakischen Hauptstadt funktionieren so gut wie nicht, berichtet der Handelsdelegierte. Pro Tag gäbe es zwei Stunden Strom und Überfälle und Plünderungen stünden auf der Tagesordnung. Zu der US-Verwaltung vorzudringen sei unmöglich und die Ministerien, soweit sie besetzt sind, verfügen über keine Mittel. Derzeit sei also an ein Irak-Engagement nicht zu denken.
Horvath sieht aber langfristig "hervorragende" Chancen für österreichische Unternehmen. Österreich habe eine lange Tradition und einen guten Ruf in der Region. Auch wenn jetzt vor allem US-Konzerne beauftragt werden, sei im Endeffekt der gute Draht zu den irakischen Unternehmen entscheidend. Diese würden nämlich als Subunternehmer einen großen Teil der anfallenden Arbeit erledigen. "Und warum nicht in Form eines Joint-Ventures mit österreichischem Know-How?", zeigt sich Horvath optimistisch. Eine direkte Zuteilung von Aufträgen an heimische Unternehmen sei nicht wahrscheinlich. Man müsste hier mit Tochterfirmen in definitiv "US-befreundeten" Ländern wie Polen oder Großbritannien agieren.
Geld genug für den Wiederaufbau sei vorhanden. Der amerikanische USAID-Fonds hat bereits Aufträge über rund 900 Mill. US-Dollar zugeteilt. Davon sollen etwa 50 Prozent an nicht-amerikanische Subunternehmer weitergegeben werden. Noch wichtiger werde aber der per UNO-Resolution abgesicherte Irak-Entwicklungsfonds sein, der aus den Erträgen der irakischen Erdölverkäufe gespeist wird. In jedem Fall müsse man aber jetzt aktiv werden und seine Kontakte zum Irak pflegen, denn sobald die Sicherheitslage ein Engagement erlaubt, könnte der Kuchen bereits verteilt sein, resumiert Horvath.