Als das Projekt im Jahr 2004 beim Computerkunst-Festival Ars Electronica ausgezeichnet wurde, löste die Idee vor allem Skepsis aus. Und Erstaunen. Ein stetig wachsendes Internet-Lexikon, das die User selbst befüllen? Und in dem sich faktische Fehler durch eine offene, demokratische Autorenschaft selbst ausmerzen?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sechs Jahre später ist Informationsbeschaffung ohne Wikipedia für viele kaum noch denkbar. Das Erstaunlichste daran ist, dass die Idee über weite Strecken funktioniert. Vor allem bei Themen, die von vielen gelesen und daher auch von vielen korrigiert werden. Offenes Wissen für alle, jenseits der personifizierten Autorenschaft, ein Lexikon also, das sich selbst schreibt und korrigiert. Ein Siegeszug für kollektive Intelligenz und selbstorganisierte Systeme.
Doch der Missbrauch ließ nicht lange auf sich warten. Sei es bei Spezialgebieten oder geschönten Politiker- und Firmenporträts. Dazu beklagen die Betreiber, dass immer weniger Autoren immer mehr Einträge verfassen, was von der Objektivierung durch die Masse wegführt. Dass sich jetzt eine Über-Kontrollgruppe gegründet hat, die ungenügende Artikel löscht oder bearbeitet, ist traurig wie notwendig. Und zeigt auch erneut den größten Schatten des Datenüberflusses im Internet: Dass es im zweiten Stadium der Informationsgesellschaft nicht mehr darum geht, an Information zu gelangen. Sondern darum, ihre Seriosität einstufen zu können.
Siehe auch:Die Kontrolle der Kontrolle