Auftakt des Prozesses gegen ÖOC-General Jungwirth gab interessante Einblicke in frühere Finanzgebarung des ÖOC.
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Richter sollen ja so einiges gewöhnt sein, doch ein bisserl gewundert hat sich Georg Olschak bei den Ausführungen von Heinz Jungwirth schon. Da verschwinden von einem Sparbuch, das dieser als "Handkassa" bezeichnet, schon einmal knapp 700.000 Euro, da gibt es ein Schwarzgeldkonto, das laut Jungwirth "ein bisserl eine Rücklage" sein soll, über das knappe drei Millionen fließen, und dem Präsidenten soll sowieso so ziemlich alles wurscht gewesen sein. Er frage sich, ob es überhaupt so etwas wie normale Konten gegeben hat, meinte Richter Olschak angesichts der Schilderungen, der Vorstand müsse schon ein "merkwürdiges Gremium" gewesen sein.
Wer tatsächlich von was etwas gewusst hat, wird sich ebenso wie die Schuldfrage erst weisen müssen, doch der Prozess gab schon am ersten Tag interessante Einblicke in die frühere Finanzgebarung des ÖOC. Und er erinnert irgendwie an den Prozess um den Konkurs von Sturm Graz. In beiden Fällen wurde wenig Wert auf solides Wirtschaften gelegt, ein Mann mit zu viel Macht ausgestattet, der dann offenbar vom Größenwahn heimgesucht und sein Handeln nicht weiter hinterfragt. Das Motto lautete: Gut ist, was teuer ist, egal ob für den jeweiligen Verein oder dessen Personifizierung. Sei es das luxuriöse Österreicher-Haus bei Olympischen Spielen oder der nicht leistbare Fußball-Kader, sei es der hauseigene Reitstall oder das Haifischbecken.
Dass dabei nicht immer alles mit rechten Dingen zugehen kann, sollte eigentlich für keine Verwunderung mehr sorgen. Vielmehr dürfte ein solches Vorgehen bei vielen Vereinen und Organisationen, in denen einer sich als Sonnenkönig sieht, Usus gewesen sein. So etwas wie Kontrolle oder Transparenz war halt einfach nicht vorgesehen. Es hätte ja unangenehm sein können.