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Kontroversielles Werbeplakat sorgt für Diskussionen

Von Nadia Baha und Simon Inou

Politik

Bei der Caritas ist es Tradition, im August jeden Jahres einen Spendenaufruf für die Bedürftigen dieser Erde zu planen. Nicht selten steht dabei die Not in Afrika im Vordergrund. Medienkampagnen und Plakate sollen die Aufmerksamkeit anziehen. "Aids macht Waise" war das Motto des diesjährigen Aufrufes.


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Das großformatige Plakat der Caritas ist bis heute nicht zu übersehen. In schwarzen Lettern steht gedruckt: "Aids macht Waise". Das Kind, das Aids zur Waisen gemacht haben soll, ist auf dem Plakat abgebildet, ebenso seine Familie, die, da an Aids gestorben, im Gegensatz zum Kind nur unscharf zu sehen ist. Dann der Spendenaufruf. Der Slogan des Caritas-Plakats hat inzwischen eine Kontroverse zwischen Mamadou Wane, einem in Wien ansässigen Künstler aus dem Senegal, und der Caritas entfacht.

Als Angehöriger einer afrikanischen Minderheit ist der agile Mamadou Wane irritiert über die Art und Weise, wie schwarze Menschen in Österreich in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Empört will er wissen, ob die auf dem Plakat dargestellten Personen (mit Ausnahme des Kindes) auch tatsächlich an der Immunschwäche-Krankheit gestorben sind. Er kontaktierte viele afrikanische Familien in Wien und erkundigte sich nach deren Meinung. Herausgekommen ist eine durchwegs negative Beurteilung des Caritas-Plakats. Viele afrikanische Familien in Wien verstehen den Sinn des Bildes nicht. Soll die Botschaft etwa sein, dass das Kind der einzige Überlebende ist? Zum zweiten stoßen sich viele Befragte daran, dass - wieder einmal - eine Stereotype bedient wird, nämlich die der Verbindung von Aids und AfrikanerInnen. Auch für den Künstler Wade ist dieses Klischee inakzeptabel.

Doch so einfach liegt die ganze Sache nicht. Die Caritas muss wie viele Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), die im Spendenbereich tätig sind, möglichst dramatische Bilder auswählen, um die Spender dazu zu bewegen, ins Geldbörserl zu greifen. Gabriele Sonnleitner, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Caritas, erinnert daran, dass das große Thema der Caritas schon seit 30 Jahren die Katastrophe ist, egal ob gesellschaftlich, sozial oder gesundheitlich. Mit diesem Plakat habe die Caritas das Problem Aids darstellen und entsprechende Aufmerksamkeit erregen wollen, um so das österreichische Publikum zu erreichen.

Zwei Paar Schuhe?

Ob sich unter jener Gruppe, die den Slogan zu beurteilen hatte, auch Schwarze befanden? "Nein", gibt Sonnleitner unumwunden zu. Sie kann auch die Kritik an dem Plakat nicht nachvollziehen. Sie sehe "eigentlich keine Zusammenhänge zwischen einem Spendenaufruf für eine Katastrophe in Afrika und die Art und Weise, wie die AfrikanerInnen in Österreich gesehen werden". Beides sei getrennt zu behandeln: Meinungsbildung und ein Spendenaufruf, der drei Mio. Euro an Spenden einbringen soll, seien zwei Paar Schuhe, so die Kommunikationschefin der Caritas.

Nachdem sich Mamadou Wane empört an die Hilfsorganisation gewandt hatte, wurde ihm nun zugesagt, dass er für die nächste Kampagne an der Bewertung teilnehmen darf. Doch, wie Sonnleitner argumentiert, das Dilemma, wie man ein Problem darstellen soll, ohne ein tristes Bild zu zeichnen, werde auch in Zukunft bleiben: "Ich liebe Äthiopien, war auch letztes Jahr dort, aber wenn ich das wunderschöne Land in all seiner Pracht darstelle, bekomme ich keine Spende", erzählt sie. Wobei sie durchaus nicht leugnet, dass es um eine "Ausnutzung" der Tristesse geht, um mehr Geld zu lukrieren.

Beatrice Achaleke vom "Aktionskomitee Schwarze Menschen in der Öffentlichkeit" (AKSMÖ) widerspricht der Caritas. Zum einen fragt sie sich, ob die afrikanischen Familien, die gezeigt wurden, überhaupt darüber informiert worden sind, dass sie in diesem Zusammenhang abgebildet werden. Zum anderen kritisiert sie, dass solche Plakate allein für das österreichische Publikum konzipiert werden. "Man vergisst oft, dass es schwarze Österreicher gibt, die auch für die Caritas spenden". Im übrigen verweist Achaleke darauf, dass nicht alle gesammelten Gelder die Betroffenen vor Ort erreichen. "Viele Wissen, dass ein Großteil des gesammelten Geldes für Personal und Bürokratie auf österreichischem Boden genutzt wird", meint sie. Wäre das Plakat nicht nur auf einen Kontinent fixiert gewesen, sondern auf das globales Problem - durch Abbildung von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, gäbe es diese Diskussion nicht", resümiert sie.

Es geht auch anders

Vielleicht sollte man sich doch Gedanken darüber machen, wie internationale NGOs für Afrika Spendengelder lukrieren können, ohne das immer gleiche triste Bild des schwarzen Kontinents darzustellen. Vor kurzem wurden auf Wiener Straßen Plakate der Kindernothilfe Österreichs affichiert, einer Hilfsorganisation, die sich um Afrikas jüngste Generation kümmert. Die Plakate zeigen lachende fröhliche Kids, die dennoch Unterstützung brauchen. Es funktioniert also - abseits von weinenden, traurigen und ausgemergelten Kindern, die dem Publikum zumeist serviert werden.