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Kooperation im Zeichen des Fußballs: Polen und Ukraine im Freudentaumel

Von Martyna Czarnowska

Analysen

Den WM-Titel haben sie sich geholt. Na und? Die EM bekommen die Italiener nicht. Ein bisschen Schadenfreude ist auch dabei, wenn die Polen und Ukrainer über die Entscheidung zur Austragung der Fußball-Europameisterschaft in ihrer Heimat jubeln. Nicht irgendein reicherer Staat im Westen wird 2012 die 16 Mannschaften und ihre Fans begrüßen, sondern zwei große, lange an den Rand Europas gedrängte Länder im Osten.


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Schon wird das Geld gezählt, das durch den Tourismus hereinkommen soll, schon ist die Freude über die ausgebauten Flughäfen, die neuen Hotels, Stadien und Autobahnen groß. Doch all das muss erst finanziert und gebaut werden. Die EM werde zustande bringen, was in den letzten zehn Jahren nicht geschafft wurde, frohlocken polnische Kommentatoren. Und erst mit der verbesserten Infrastruktur werde das Land wirklich in der Europäischen Union angekommen sein.

Dort würde Polen auch gern die Ukraine sehen. Es gehört zu den größten Befürwortern eines EU-Beitritts seines Nachbarn. Zum einen würde sich die Ukraine dadurch mehr dem Einfluss Russlands entziehen, ist die Überlegung in Warschau. Zum anderen ist das Land ein nächster großer Zukunftsmarkt für die EU. Für Polen gehört die Ukraine schon jetzt zu den wichtigeren Handelspartnern. Im Vorjahr wuchs das bilaterale Außenhandelsvolumen um 46 Prozent im Vergleich zu 2005 und überschritt die Marke von fünf Milliarden US-Dollar.

Die Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine sind so langwährend wie vielfältig - und keinesfalls immer konfliktfrei. Es gibt noch Polen, die Lviv, das einstige Lemberg, als eigentlich polnische Stadt betrachten. Unvergessen sind noch vielen die Vertreibungen und Umsiedlungen, als die Grenzen nach dem Zweiten Weltkrieg neu gezogen wurden. Tote hat es dabei auf beiden Seiten gegeben.

Doch bemühten sich die Nachbarländer in den vergangenen Jahren zunehmend um Entspannung. Während der Orangen Revolution in der Ukraine spielte Warschau gar eine entscheidende Rolle, als der damalige Staatspräsident Aleksander Kwasniewski vermittelte. Nun muss aber die Regierung in Warschau zunächst mit dem ukrainischen Premier Wiktor Janukowitsch zusammenarbeiten, der mehr an Russland orientiert ist als der von Polen favorisierte Präsident Wiktor Juschtschenko.

Bei den Vorbereitungen für die EM wird der polnische Präsident aber weniger Probleme damit haben als der ukrainische. Denn der Fußball in der Ukraine ist fest in der Hand der Oligarchen - und viele von ihnen waren erklärte Gegner der Orangen Revolution. Der Großindustrielle und Präsident des nationalen Fußball-Verbandes Grigori Surkis sowie Teamchef Oleg Blochin hatten bei der letzten Präsidentenwahl Juschtschenkos Widersacher Janukowitsch unterstützt. Mit Fußball-Begeisterung musste sich Juschtschenko daher zurückhalten. Zum WM-Viertelfinale ist er im Vorjahr dennoch nach Hamburg gereist. Damals haben die Ukrainer gegen die Italiener verloren.