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Kopf-an-Kopf-Rennen um Rektorsamt

Von Stefan Melichar

Wissen

Chef-Suche an Wiener Med-Uni geht in die heiße Phase. | Studenten "Zünglein an der Waage".


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Wien. Bei der Rektorswahl an der Medizinischen Universität Wien (MUW) zeichnet sich ein spannendes Finale ab. Die Professoren sind zwischen den beiden hauseigenen Kandidaten - dem Herzchirurgen Ernst Wolner und dem amtierenden Rektor Wolfgang Schütz - gespalten. Nun kommt es auf die Studentenvertreter an.

Die öffentlichen Hearings der Anwärter auf das Rektorsamt kommenden Mittwoch versprechen Hochspannung: Wolner, Spezialist für Herz-Thoraxchirurgie, gilt als hervorragender Klinikleiter, Schütz hat sich als Rektor in den bewegten Zeiten der Hochschulautonomie und der Umstrukturierung der MUW einen Namen gemacht. Dennoch ist seine Wiederwahl alles andere als sicher.

Peter Husslein, Professor an der MUW, der sich für den Verbleib des amtierenden Rektors ausspricht, betont, dass Schütz den Strukturwandel an der Universität "hervorragend gemanagt" habe. Allerdings habe er - angesichts "schwieriger Veränderungen" - auch "einige Leute vor den Kopf stoßen" müssen.

Tatsächlich hat es in der Vergangenheit herbe Kritik gegeben. So ist immer wieder von "Seilschaften" und "mafiösen Zuständen" die Rede gewesen (die "WZ" berichtete). Manche meinen, dass sich der Rektor mit "teils suboptimalen" Personen umgeben hat.

Kliniker vs. Theoretiker

Schütz hat diese Vorwürfe zwar stets bestritten, dennoch fühlen sich dem Vernehmen nach vor allem die "Kliniker" unter den Professoren vom "Theoretiker" Schütz (er ist Pharmakologe) auf den Schlips getreten. Das könnte sich Wolner zunutze machen: Der Chirurg genießt als Klinikleiter höchstes Ansehen und verfügt über einen breiten Bekanntheitsgrad: Er hat Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner am Herzen operiert. Darüber hinaus ist er Präsident des Österreichischen Tennisverbands. Allerdings tritt er als Professor bald in den Ruhestand, was als Schwachpunkt seiner Bewerbung angesehen wird.

Ob Wolner gegen Schütz im Vorteil ist, wird sich weisen. Der Senat der MUW erarbeitet im Anschluss an die Hearings einen Dreiervorschlag, aus dem bis etwa Anfang Juli der Universitätsrat den neuen Rektor wählt. Derzeit liegen Schütz und Wolner in der Gunst der im Senat vertretenen Professoren etwa gleichauf, nun wird heftigst um die Stimmen der Studentenvertreter geworben, die, so ein Universitätsangehöriger, "das Zünglein an der Waage" sein dürften. Dass der Senat einen anderen Kandidaten (fünf treten zum Hearing an) als Schütz oder Wolner erstreihen wird, gilt als unwahrscheinlich.