New York - Der Wahlkampf um das Amt des New Yorker Bürgermeisters ist in seiner Endphase zu einer Schlammschlacht geworden. "Jetzt wird es so richtig hässlich", kommentierte die "New York Post" einen Tag vor der heutigen Wahl die gegenseitig erhobenen Anschuldigungen der Kandidaten. Nach einer dramatischen Aufholjagd liegt der Republikaner Mike Bloomberg nun Kopf an Kopf mit dem Demokraten Mark Green.
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Vor den Wahlen zogen beide noch alle Register, um den Einzug in die City Hall zu erreichen und die Nachfolge von Rudolph Giuliani anzutreten.
Bloomberg und Green haben zwar einiges gemeinsam - beide sind weiß, jüdisch, männlich und haben in Harvard studiert. Während Green auf eine lange Erfahrung im öffentlichen Dienst als Anwalt der New Yorker verweisen kann, setzt der Milliardär Bloomberg auf seine Erfahrung beim Aufbau seines gleichnamigen Finanznachrichten-Konzerns. "Er ist ein echter Führer, kein Politiker", heißt es in einem seiner Werbespots, die auf allen TV-Kanälen ausgestrahlt werden.
Bloomberg scheut für seine Eigenwerbung keine Kosten. 41 Millionen Dollar (45,3 Mill. Euro/624 Mill. S) hat er bisher in seine Wahlkampagne gepumpt - was ihm in der "New York Times" den hämischen Kommentar einbrachte: "Kann man mit Geld unsere Liebe kaufen?" ("Can money buy our love?") Green kann zwar wegen wesentlich geringerer Mittel nicht so intensiv werben, dafür klingen seine Spots aggressiver: Er wirft seinem Gegenkandidaten etwa die Mitgliedschaft in "Klubs nur für weiße Männer" vor. Im multiethnischen New York und bei den Wählerinnen keine echte Empfehlung für Bloomberg.
Auch ein Fall von angeblicher sexueller Belästigung durch Bloomberg wurde am Sonntag von Green präsentiert. Der Medienmogul soll weiters einer Angestellten, die ihm von ihrer Schwangerschaft berichtete, gesagt haben: "Töte es". Die Frau habe die Anzeige außergerichtlich gegen Zahlung einer nicht genannten Summe zurückgezogen, so Green. Bloomberg bestreitet dies und wirft seinerseits dem Demokraten vor, dass einer seiner Mitarbeiter vor drei Jahren eine Investition in die lateinamerikanische Gemeinde New Yorks abgelehnt habe.
Bei ihren Unterstützern können beide Kandidaten auf echte "Symbolfiguren" verweisen. Auf Greens Seite sind die "New York Times", die Lehrer an öffentlichen Schulen sowie die wahren Helden New Yorks nach den Terroranschlägen vom 11. September: Die Feuerwehrleute und Polizisten. Bloomberg hingegen hat einen eigenen Werbespot kreiert, in dem nur der scheidende Bürgermeister Giuliani zu Wort kommt und eine überschwängliche Lobrede auf seinen Parteifreund Bloomberg hält. Giuliani, der nach den Anschlägen wegen seiner Führungsstärke einen unglaublichen Popularitätsschub erlebte, kann nach acht Jahren im Amt kein drittes Mal mehr zur Wahl antreten.
Während die Kandidaten noch streiten, wurde am Sonntag ein weiterer Fund der gefährlichen Anthrax-Sporen gemacht. Just in der City Hall, dem Rathaus, wurden Milzbranderreger gefunden. Im Oktober verzeichneten die USA den höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 1980, und der Rückgang beim Tourismus wegen der grassierenden Terrorangst trifft auch den Big Apple hart.
Wer auch immer gewinnt, Green oder Bloomberg, er wird es auch nach dem Wahltag nicht leicht haben.